Straßensozialarbeit in Berlin

Jugendliche helfen sich selbst – Jobber DeLuxe

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Berliner Morgenpost vom 24.2.2004,
von Rémy Kappeler
Regale auffüllen oder Möbel schleppen: Am Alex vermittelt Azubi Jobs,

Noch vor wenigen Jahren füllte Yad Abdulla in den Zimmern des Sorat Hotels die Minibars auf. Ein Ferienjob war das damals. Im kommenden November wird der 19-jährige Iraker im selben Hotel seine Lehre als Hotelfachmann abschließen. „Der Aushilfsjob war für mich eine gute Gelegenheit, einen Eindruck von den Hotelberufen zu bekommen und die Leute dort kennen zu lernen“, sagt er.

Seit vier Wochen versucht Yad Abdulla nun, Jugendlichen aus dem Kiez um den Alexanderplatz eine Chance zu bieten. „JobberDeLuxe“ heißt das Projekt, das er und seine sechs Freunde gestartet haben. Sie gehen bei Firmen vorbei, rufen Personalchefs an. Sie melden sich bei Ladeninhabern, fragen Privatpersonen, ob sie keine Aushilfsjobs zu bieten hätten. Ob Babysitten, im Haushalt helfen, beim Umzug Möbel schleppen, im Supermarkt Regale auffüllen oder auf dem Bau anpacken: Für alle Arbeiten vermitteln sie motivierte Jugendliche. Der Dienst ist gratis – für die Arbeitgeber wie auch für die Jugendlichen. Doch die Suche ist hart. „Die Firmen vertrauen uns zuerst meistens nicht“, sagt Yad Abdulla. Um professionell arbeiten zu können, haben sich die jungen Jobsucher im November auf einem zweitägigen Seminar geschult. Begleitet werden sie zudem von zwei Leuten des Jobteams, einer Berufsberatungsstelle für Jugendliche.

Die gefundenen Angebote heften die Jobsucher dann ans Anschlagbrett im Büro. Dort können sich Interessierte jeweils montags und mittwochs von 16 bis 18 Uhr informieren. „Wir haben zurzeit gut 50 Leute, die einen Job suchen“, sagt Yad Abdulla. „Die meisten möchten in der Gastronomie arbeiten.“ Zehn Jobs konnten sie bereits erfolgreich vermitteln. Eine Aushilfe kostet den Arbeitgeber nicht viel. Die Löhne bewegen sich je nach Arbeit von fünf Euro pro Stunde aufwärts.

Sorgen machen den ehrenamtlichen Jobsuchern die Finanzen. „Langsam geht uns das Geld aus“, sagt Abdulla. Bis Ende März werden sie vom Deutschen Kinder- und Jugendinstitut und vom Förderprogramm Berufsfrühorientierung „wir …hier und jetzt“ mit 7000 Euro unterstützt. Nun suchen sie nach neuen Geldgebern. Auch deshalb organisieren sie am kommenden Dienstag von 16 bis 18 Uhr in ihrem Büro im Berlin-Carré (Karl-Liebknecht-Straße 13) einen Tag der offenen Tür. „Wir haben Leute von Senat, Arbeitsamt und Finanzamt eingeladen. Von ihnen erhoffen wir uns Unterstützung“, sagt Yad Abdulla.

Seit fünf Jahren ist der Iraker in Berlin. Aus politischen Gründen musste er fliehen, war auf Hilfe angewiesen. Dass er heute Jugendlichen bei der Jobsuche helfen kann, findet er „unglaublich schön“. Yad Abdulla: „Am meisten freut es mich, wenn ich jemandem sagen kann, dass ich einen Job für ihn habe.“ Tel.: 400 444 48