Seitdem in Berlin der Rot-Rot-Grüne Senat seine Arbeit aufgenommen hat gibt es im Bereich der Wohnungslosenhilfe eine Diskussion um Safe-Places, Common-Places bzw. Rest-Areas für wohnungslose Menschen. Die verschiedenen Formen der Orte, an denen sich Wohnungslose aufhalten können, ohne durch Behörden verdrängt zu werden unterliegen unterschiedlichen Konzeptionen. Auf sog. Common Places sollen Wohnungslose beispielsweise in Tiny-Houses leben können und der Platz soll der Allgemeinheit zur Verfügung stehen. Die Wohnungslosen, so die Idee, sollen hierbei Angebote für die Allgemeinheit machen und die Möglichkeit haben sich zu beschäftigen, z.B. durch Werkstätten, durch das Betreiben eines Cafés oder durch Urban Gardening. Ein solcher Platz war an der Frankfurter Allee gegenüber des Ring-Centers geplant. Hier sollten acht ausgewählte Wohnungslose in Tiny-Houses einziehen, ein Repair-Café und in der Adventszeit einen Weihnachtsmarkt betreiben. Zusätzlich war Urban Gardening angedacht. Begleitet werden sollte der Platz und die darauf lebenden Menschen durch soziale Arbeit. Alleine die Kosten für die Tiny-Houses hätten sich auf 350 000€ belaufen. Natürlich wären dann noch weitere Kosten hinzu gekommen. Der Plan wurde nicht umgesetzt, da die BVV Lichtenberg dem Projekt nicht zustimmte, aber es wird mit Sicherheit versucht an anderer Stelle ähnliche Konzeptionen umzusetzen.

Wir sind selbstverständlich nicht dagegen, dass Geld investiert wird, wenn man damit wohnungslosen Menschen helfen kann und ihnen ein selbstbestimmtes Leben ermöglicht. Uns schießt da nur so ein Gedanke durch den Kopf: Wenn es solche Orte bereits gibt und die öffentliche Hand dadurch finanziell nicht belastet wird müsste dies doch eigentlich Jubelstürme bei den Behörden und den politisch Verantwortlichen auslösen.
Berlin hatte einst sehr viele solcher Orte, denn Anfang der 1990er Jahre gab es in dieser Stadt weit mehr als 200 besetzte Häuser, in denen Kneipen betrieben wurden in denen jeder Mensch nahezu zum Selbstkostenpreis Getränke erhalten konnte. Des Weiteren wurden Konzerte, Filmabende, Lesungen, Podiumsdiskussionen, etc. veranstaltet. Dem Land Berlin kosteten diese gemeinnützigen Angebote nichts und der Staat sparte zusätzlich Kosten für die Unterbringung dieser Menschen, die sonst teilweise wohnungslos gewesen wären. Die besetzten Häuser wurden jedoch, genauso wie etliche Wagenburgen, die eine ähnliche gesellschaftliche Funktion hatten, größtenteils geräumt, so dass heute nur noch rudimentäre Reste davon übrig sind. Was wir nun gar nicht verstehen ist, dass die letzten Reste davon jetzt auch noch verschwinden sollen:
Am 15.10. soll der Wagenplatz in der Köpenicker Straße in Berlin-Mitte geräumt werden. Ein „Safe-Place“, der über Jahrzehnte existierte wird mit großem Polizeieinsatz dem Erdboden gleich gemacht und ca. 50 Menschen, die hier nach ihren Vorstellungen leben geraten in die Obdachlosigkeit. Zwar handelt es sich um ein Privatgrundstück, doch einst war das Gelände Eigentum des Landes Berlin und wurde veräußert. Außerdem hätte die Möglichkeit bestanden das Gelände zurück zu kaufen, was zwar ein Minus-Geschäft gewesen wäre, aber auch so hätte man die bevorstehende Räumung abwenden können.
Demnächst wird dann vermutlich überlegt, wie man mit viel Geld für einen kleinen Teil der geräumten Menschen denn einen Safe-Place, einen Common Place oder eine Rest-Area schaffen könnte. Der Rest kann dann in Vier-Bett-Zimmern ordnungsrechtlich in einem Obdachlosenwohnheim untergebracht werden, was ebenfalls enorme Kosten verursachen würde.

Die Räumung ist ein Ungeheuer:
Erstens scheiße, zweitens teuer!

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