So hatten sich einige der Jungs eine Kletterfahrt nicht vorgestellt. Der Zug spuckt uns in dem kleinen Örtchen Rathen in der Sächsischen Schweiz aus und wir müssen erst mal ein paar Treppen, Wurzeln, Wildpfade und Höhenmeter überwinden, bis wir nach ca. 45 Minuten unseren Schlafplatz erreichen. Die Erfahrenen wissen schon, was als nächstes kommt. In der Boofe, einem Felsüberhang, werden die mitgebrachten Isomatten und Schlafsäcke auf dem Boden ausgebreitet. Für viele der Jugendlichen, die uns begleiten, eine absolut neue Erfahrung. Als ihnen klar wird, dass es an diesem Ort weder eine Toilette noch fließendes Wasser gibt, treten neue Fragen auf. Diese lassen sich jedoch mit einigen Tipps der Erfahrenden und einem Spaten aus der Welt schaffen. Für drei junge Geflüchtete ist dies schon die zweite oder dritte Fahrt dieser Art. Die anderen der 10 Jungs starken Gruppe machen eine Fahrt dieser Art zum ersten mal.
Nach einer Stärkung lernen die Jungs das Abseilen. Schließlich sollen sie auch wieder nach Unten kommen, nachdem sie auf einen der Zahlreichen Kletterspots in der Region geklettert sind. Den Tag beenden wir mit einem Spaziergang auf den Berg Rauenstein, in dem sich unsere Boofe befindet. Die Aussicht ist grandios und wir lassen die Landschaft auf uns wirken. Am Tag darauf machen sich die ersten ans Klettern. Unterstütz und beaufsichtig werden alle Teilnehmer von erfahrenen ehrenamtlichen Kletter*innen, die schon viele solcher Fahrten begleitet haben. Am Ende des Tages konnten schon viele der Jungs ihren Namen in das Gipfelbuch eintragen, das am Ende der meisten Routen wartet. Andere haben sich weiter im Abseilen geübt. Die eigenen Grenzen werden genau so bereitwillig ausgetestet wie die Grenzen der Betreuer*innen. Wir kochen und essen gemeinsam, bevor es einige wieder auf den Rauenstein zieht um den Tag ausklingen zu lassen.
Seit ca. einem halben Jahr hat unser Team eine Kooperation mit dem Amtshaus Französisch Buchholz und er Kletterhalle Magic Mountain, bei der junge Geflüchtete und deutsche Jugendliche zusammen Klettern. Aus dieser Kooperation heraus ist eine Kletterfahrt in die Sächsische Schweiz entstanden.
Ab dem dritten Tag setze Regen ein, sodass Klettern im Sandstein nicht mehr möglich war. Trotz des regnerischen Wetters fanden sich Unternehmungen, die von der Gruppe mit Begeisterung aufgenommen wurden. So machten eine Wanderung in das Örtchen Wehlen um ins Freibad zu gehen. Am letzten Tag fuhren wir mit der Fähre über die Elbe um uns die Bastei in Rathen anzusehen. Von hier aus hatten wir eine wunderschöne Aussicht, die uns für alle Mühen auf der Wanderung entschädigte.
Jeden Tag ging es auf den Rauenstein um den Tag ausklingen zu lassen. Für die Jugendlichen war die Fahrt eine völlig neue Erfahrung, die sie immer wieder an ihre persönlichen Grenzen gebracht hat. Rückblickend betrachtet möchten unsere Teilnehmer die Zeit jedoch nicht missen. Wir bedanken uns beim Bezirksamt Pankow für die Bereitstellung von Verstetigungsmitteln, ohne die eine solche Fahrt nicht möglich gewesen wäre. Durch die Förderung konnten wir den jungen Menschen eine Woche voller neuer Eindrücke, Emotionen, Erfahrungen und Spaß ermöglichen.