Straßensozialarbeit in Berlin

#everydayisrom:njaday

Rom:nja Day Parade – Was ist das eigentlich?!

Der 8. April gilt seit 1990 als internationaler Rom:nja-Tag. Er hat seinen Ursprung im Welt Rom:nja Kongress von 1971 bei London, der heute als Grundsteinlegung für die Rom:nja-Bürgerrechtsbewegung gilt. Neben der Auswahl einer eigenen Hymne und der Festlegung einer eigenen Flagge, ging es hauptsächlich darum, antiziganistische Begriffe durch die selbst gewählten Bezeichnungen Sinti:zze und Rom:nja zu ändern.

Gemeinsam mit Jugendlichen aus Friedrichshain besuchten wir die Demonstration.  Sie startete dieses Jahr am Denkmal zur Erinnerung und Mahnung der im Nationalsozialismus ermordeten Sinti:zze und Rom:nja Europas, welches seit 2012 in direkter Nähe des Reichstagsgebäudes in Berlin steht.

Das Blau in der oberen Hälfte und das Grün in der unteren Hälfte stehen für den Himmel und die Erde. In der Mitte der Flagge sieht man ein rotes Chakra (Speichenrad) — in Bezug auf die indische Herkunft der Roma.

Natürlich geht es am 8.4. auch darum das Bewusstsein zu schärfen für den Rassismus gegenüber den Angehörigen Europas größter Minderheit – knapp 12 Millionen Menschen. Ebenso wichtig ist es aber gemeinsam mit Menschen aus der Rom:nja Community ihre vielfältige Kultur, Geschichte und Sprache zu feiern. Dieses Jahr stand die Parade unter dem Motto “F*ck your Paradise”. Dahinter stehen Fragen wie:  Wo ist dieses Paradies, für wen? Und wie lange noch? Gibt es noch Hoffnung?

Während wir noch gemeinsam Plakate gestalteten, leiteten bereits erste Redebeiträge von verschiedenen Aktivist:innen die Veranstaltung ein. Neben einem kleinen historischen Abriss über den 8. April, gab es u.a. auch einen Einblick in die Problematik rund um den Ausbau der S21 im Zusammenhang mit dem Denkmal. Mehr dazu hier. Nach einem Moment der Besinnung und Trauerbekundung in Form einer Schweigeminute und dem Niederlegen von Rosen nahm die Parade ihren Lauf.






Die Route verlief vom Brandenburger Tor über die Straße des 17. Juni, vorbei am Berliner Dom zum Alexanderplatz und endete mit guter Laune und musikalischer Begleitung von dem Rapper und Sinti MAL ÉLEVÉ an der Volksbühne.








Hier wurde unter großem Jubel kurzer Hand der Rosa-Luxemburg-Platz in Roma Luxemburg Platz umbenannt.

Für einen wundervollen Abschluss der Parade sorgte die Theatergruppe von Wir sind hier-Berlin mit einer Aufführung ihres interaktiven Theaterstücks “WIR SIND HIER” im Grünen Salon der Volksbühne. Die Art des Forum Theaters gab den Zuschauenden die Gelegenheit gemeinsam mit den Darstellenden Ansätze und Lösungen für die thematisierten sozialen und politischen Probleme zu finden. Wie wär es mit einer eigenen Rom:nja-Fußballnationalmannschaft oder mehr Zivilcourage im Alltag?!

Die euphorische und ausgelassene Stimmung während der Parade darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich immer noch viele Menschen nicht im Alltag trauen, sich öffentlich als Sinti:zze oder Rom:nja zu bekennen. Auf der Parade konnten wir beobachten wie viele Kinder und Jugendliche sich stolz anschlossen, Aufgaben übernahmen wie die Absperrung rund um den Lauti-Wagen oder tanzend die Rom:nja Flagge hissten.

Es ist und war ein Tag der Selbstermächtigung, des empowernden Austausches und der Hoffnung auf eine solidarischere Zukunft!

#rom:njadayiseveryday!