Heute mit dem Fahrrad auf dem Weg zu einem Termin musste ich mal wieder länger auf die Grünphase warten. Nein, das ist keine kleine Freude, wenn die Ampel für Radfahrende und Fußgänger*innen auf grün springt und alle vor den zahlreichen Autos rüber hasten. Aber meine kleine Freude ist in diesen angespannten und schwierigen Zeiten, mich wieder unabhängig vom stauenden Autoverkehr und den überfüllten Öffis ganz individuell durch die Stadt zu bewegen. Dazu kommt, dass wir Streetworker*innen immer mit einem Blick für’s Detail durch unsere Bezirke und Kieze schlendern, ob zu Fuß oder mit dem Fahrrad, Hauptsache gemächlich, denn wir wollen Stimmungen wahrnehmen, Veränderungen beobachten und natürlich ansprechbar sein, was mit Hast und Hetze schwierig möglich ist, zumal wir nicht mit einem Kilometer-Counter ausgestattet sind und das so gewollt ist.

Da standen zwei Jungs mit ihren Scootern auf der Brücke über die Stadtautobahn und winkten der unter ihnen vorbei rasenden Blechkolonne.  Sie wirkten schon etwas enttäuscht, da Reaktionen ausblieben, als der erste LKW hupte. Ungläubige Freude, galt das ihnen? Weiter winken und es hupte der nächste. Die Jungs waren aus dem Häuschen. Einen kleinen Moment Homeschooling, Wechselunterricht, fehlende Freizeitaktivitäten mit ihrer Peergroup, kein Sport-, Musik-, Kulturverein, unausgeglichene Eltern und Erwachsene, politisches Wirrwarr, Zuhause bleiben müssen, was wird mit den Großeltern an Ostern – STRESS – vergessen und sich dieser kleinen Freude hingeben. Schön!

Bei der Begleitung eines Jugendlichen zum Arzt haben wir uns auf dem Weg dorthin ein Fischbrötchen geholt. Kulinarisch eine neue Erfahrung für ihn und nebenbei erzählte er noch, dass er nun auch ein Fahrrad besitze. Zwei Neuerungen im ansonsten anstrengenden Alltag während der Pandemie. Wir fassten den Beschluss, demnächst gemeinsam im Bezirk eine kleine Runde zu radeln mit dem Ziel ein Fischbrötchen zu essen, wenn uns bis dahin einfällt, wo wir eins bekommen, außer bei der großen Meereskette. Heute der Anruf. Er sitzt in der Tram und hat auf dem Wochenmarkt in Köpenick einen Fischstand entdeckt. Er freut sich schon auf unser nächstes Treffen und den kleinen Ausflug.

Beim Treffen mit fünf Jugendlichen auf ihrer Wiese in ihrem Kiez hatten wir eine Frisbee dabei. Erst lag sie rum und wurde skeptisch beäugt. Dann der erste Wurf. Die Gruppe entzerrte sich fast automatisch über die mittlerweile üblichen 1,5 Meter hinaus. Wirf! Ich kann das nicht. Mach einfach mit. Na gut. Was Neues ausprobiert, es geschafft – die kleinen Freuden.

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