Am Freitag, den 05. Februar gegen 22:00 Uhr wurde das Obdachlosenlager an der Rummelsburger Bucht geräumt. Laut offizieller Begründung des Bezirksamtes Lichtenberg ging es dabei darum die Menschen vor der aufziehenden Kältefront zu schützen, es sei Gefahr für Leib und Leben gegeben. Abgesprochen wurde mit den dort lebenden Menschen gar nichts. Sie wurden vor vollendete Tatsachen gestellt. Wer wollte, wurde in Hostels der Kältehilfe untergebracht. Obwohl das ganze relativ kurzfristig beschlossen wurde, standen pünktlich zur Auflösung des Lagers zusätzliche Plätze in der Kältehilfe zur Verfügung, was nach unserer Erfahrung nicht ganz kurzfristig zu bewerkstelligen ist. Am nächsten Vormittag waren bereits Bagger auf dem Gelände, die dabei waren Teile des Lagers zu zerstören.
Obwohl Vertreter*innen von Gangway e.V. noch drei Tage vor der Räumung in Kontakt mit dem Bezirksamt Lichtenberg waren – es ging um die Verbesserung der Hygiene-Situation im Lager – erhielten wir vor der Räumung keine Information über dieses Vorhaben. Wir hätten alles dafür getan eine Räumung zu verhindern und verurteilen diese aufs Schärfste.
In den nächsten Tagen werden wir unsere Adressat*innen suchen und sie befragen, wie sie die Räumung erlebt haben und was diese letztlich für sie bedeutet.
Gerne möchten wir im Sinne unserer Adressat*innen auch an der Aufklärung dieses Vorfalls teilhaben. In diesem Zuge sind die folgenden Fragen zu klären:
Wer hat diese Entscheidung wann getroffen?
Warum wurden die Menschen, die in der Bucht lebten, sowie die Kooperationspartner*innen der sozialen Arbeit des Bezirks (Humanistischer Verband Deutschlands und Gangway e.V.) nicht in eine Entscheidungsfindung einbezogen?
Inwieweit war der Berliner Senat involviert?
Warum können die Menschen nicht zurück ins Lager, wenn es doch nur um Kälteschutz geht?
Warum traut man obdachlosen Menschen nicht zu für sich selbst Entscheidungen zu treffen?
Wir möchten noch eines klar stellen:
Professionelle Streetwork kann ein solches Vorgehen NIEMALS unterstützen. Wir stehen parteilich auf der Seite der Menschen, mit denen wir arbeiten und fordern das Bezirksamt und den Senat auf, den Menschen ein Leben in selbstbestimmten Lebensverhältnissen zu ermöglichen.