Hanna Heymann in Biamino
* 12.11.1942 ✝ 25.04.2025
Schweren Herzens müssen wir Abschied nehmen von Hanna, die 35 Jahre lang als Vorsitzende von Gangway den Weg und das Wachsen der Straßensozialarbeit in Berlin begleitet hat. Wir sind sehr traurig und unendlich dankbar.


Hanna setzte sich seit Jahrzehnten mit großer Leidenschaft für die Stärkung aufsuchender Jugendsozialarbeit ein, um die Lebensbedingungen und Perspektiven junger Menschen nachhaltig zu verbessern. Als Bildungsreferentin in der Berliner Fortbildungsstätte Haus am Rupenhorn lud sie bereits 1979 Streetworkprojekte aus Stuttgart und Hamburg ein, wo dieses neue Feld der Sozialen Arbeit schon etabliert war. Mit den Ergebnissen der damaligen Fachtagung im Gepäck wurde sie nicht müde, bei den Verantwortlichen für die Berliner Jugendpolitik und Jugendarbeit dafür zu werben, auch hier in Berlin den Versuch zu wagen, sich von den Häusern der Jugendarbeit zu lösen und zu denen, die als schwierig bezeichnet wurden, hinzugehen – auf die Straßen und Plätze, in die Bahnhöfe und Wohngebiete.
Das gelang erst zehn Jahre später, als Probleme und Handlungsdruck groß waren und ab Januar 1989 die erste rot-grüne Koalition in Berlin regierte.
Wieder holte Hanna die Kolleg*innen aus Hamburg nach Berlin und überzeugte mit ihnen gemeinsam die Senatorin Anne Kleinvon den notwendigen Rahmenbedingungen für die Straßensozialarbeit. Es ging um Entscheidungsfreiheit, Vertrauen, unbürokratisch verfügbares Handgeld, mehrsprachiges Personal, gleichen Lohn für gleiche Arbeit, Mobilität und vieles mehr. Es stand für sie auch außer Frage, dass aufsuchende Arbeit Menschen braucht, welche die Sprache der Jugendlichen sprechen und deren Lebensbedingungen kennen. Und wenn es z.B. die ausgebildeten Sozialarbeiter*innen türkischer und arabischer Herkunft nicht gibt, müssten eben Quereinsteiger*innen eingestellt und qualifiziert werden.
Hannas großes Engagement für Lebensweltorientierung und Vertrauensschutz, für eine zeitgemäße Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit, für Chancengleichheit und ein gelingendes interkulturelles Miteinander tragen wir tief in unseren Herzen.
Wir werden Hannas Direktheit, ihre Haltung und ihr großes Herz schmerzlich vermissen. Wir werden ganz in ihrem Sinne weitermachen und uns immer daran erinnern, dass alles, was heute selbstverständlich scheint, immer wieder verteidigt und erkämpft werden muss.
Unsere Gedanken sind voller Mitgefühl bei ihren Angehörigen.
Vorstand und Kollegium von
GANGWAY – Straßensozialarbeit in Berlin e.V.
Für alle, die Hanna durch ihr Wirken berührt und geprägt hat, gibt es hier die Möglichkeit, eine digitale Kerze anzuzünden und letzte Abschiedsworte zu hinterlassen: https://trauer.tagesspiegel.de/traueranzeige/hanna-heymann