Das Jugenddemokratieprojekt „Der zweite Blick“ soll dieses Potenzial nutzen, in dem es vorerst Berliner und Londoner Jugendlichen den Raum bietet, ihre Geschichten zu schreiben, auszutauschen, zu sammeln und mit Interessierten aus aller Welt zu teilen. So entsteht eine Website, auf der ein interaktiver Stadtplan mit verschiedensten Stationen – für die Jugendlichen relevante Orte ihrer Freizeit, Orte der Jugendbeteiligung – sowie die dazugehörigen Audio-Spuren zum Download bereitstehen, für jeden frei zugänglich und in mehrsprachigem Angebot. Im Vordergrund stehen dabei nicht Brandenburger Tor und Bundestag oder Tower Bridge und Big Ben, sondern Alltagserfahrungen, Problematiken, Geheimtipps und Beobachtungen der jungen Menschen aus allen Bezirken, West und Ost. Wichtiger als die Fassade selbst ist das, was sich hinter ihr abspielt. Ein solcher Prozess findet parallel in Berlin und London statt.
Die erste Reise dient dazu, Erfahrungen auszutauschen und die Geschichten der anderen Gruppe kennen zu lernen (zu übersetzen). Gleichzeitig bietet sie eine Chance für die Jugendlichen, die jeweils andere Stadt durch die Augen ihrer Gegenüber zu erleben, einen einmaligen Blick hinter die Kulissen einer Metropole zu gewinnen. Ein bis zwei weitere gegenseitige Besuche sind als Vertiefung und zur Übersetzung der Produkte geplant. Parallel zu den Recherche- und Aufnahmearbeiten steht die Umsetzung der Website im Mittelpunkt, sowohl auf englischer als auch auf deutscher Seite. Nach Fertigstellung des Angebots soll die Audio-Tour Kern von regelmäßig stattfindenden Austausch-Programmen sein und ein auf andere europäische oder internationale Städte übertragbares Modell werden. Doch auch für Projektexterne wie beispielsweise Schulklassen, Studenten oder Touristen stellt sie eine Möglichkeit dar, eine andere Seite der besuchten Stadt kennen zu lernen. Dafür sollen gezielt auch Tourismusbehörden als Kooperationspartner angesprochen werden. Besonderer Vorteil des Formats ist die individuelle Planungsfreiheit und die Unabhängigkeit des Hörers. Durch den freien Download der Dateien auf einen MP3-Player ist es ihm möglich, zu jeder Zeit und auf eigene Faust an der Tour teilzunehmen. Voraussetzung sind Kenntnisse der englischen oder deutschen Sprache sowie ein tragbares MP3-Gerät. Selbstverständlich ist das nur der erste Schritt auf einem langen Weg.
Ziel ist es, ein Netzwerk zwischen verschiedensten Städten Europas zu knüpfen, die nach und nach dieses Projekt erweitern, ergänzen und bereichern. In jedem einzelnen Schritt der Projektentwicklung werden Jugendliche die Koordination in Eigenverantwortung übernehmen und ihre eigenen kreativen Ideen einfließen lassen.
Ziel ist es auch, jungen Menschen aus sogenannten „Problem-Bezirken“, die sich oftmals von jeglichem gesellschaftlichen Geschehen ausgeschlossen fühlen, eine Motivation zu geben, sich einzumischen. Für viele ist es eine neue Erfahrung, ihr Land aktiv mitgestalten zu können, eigene Ideen zu entwickeln und, mit ihrer Hilfe, den kulturellen und sozialen Dialog nachhaltig zu prägen.
Durch den bewussten Fokus auf Orte der Jugendpartizipation und demokratischen Beteiligung (zum Beispiel Jugendparlamente, Jugendeinrichtungen, Jugenparteien, Jugendräte, Jugenbeteiligungsforen) soll auch nachhaltig bei den jungen Menschen ein Willen und Wissen zu mehr gesellschaftlicher Partizipation und Einbindung in demokratische Prozesse angeregt werden.
Auch im Rahmen der Vor- und Nachbereitung bietet das Projekt inhaltlich die Chance, über diverse Themen wie z.B. (europäische) Identität, soziale Gerechtigkeit, Politik, Religion, Kultur und Chancengleichheit in einen konstruktiven Dialog zu treten. Alle Projektpartner verfügen über ein gut ausgebautes Netzwerk an von Sozialarbeiter_innen, Pädagog_innen, Kulturwissenschaftler_innen und Künstler_innen der jeweiligen Wirkungsräume, die den Jugendlichen bei Bedarf jederzeit mit ihrer Expertise zur Seite stehen und das Projekt langfristig begleiten werden. Zusammen mit unseren Partnern in London Streetvibes UK und The Crib, freuen wir uns nun drauf endlich durchzustarten. Vom 15 – 20 Febuar 2014 freuen wir uns darauf die Jugenddelegation aus London in Berlin behrüßen zu dürfen. Die Berliner starten den Rückbesuch schließlich im Mai diesen Jahres. Zum Jahresende werden wir die Ergebnispräsentation in beiden Städten durchführen.
Der Zweite Blick wird gefördert von Jugend in Aktion
A second look – An international network for educational exchange programms for and by youths