Die Situation für Geflüchtete aus der Ukraine ist nicht einfach. Besonders schwierig ist die Situation für sogenannte Geflüchtete aus Drittstaaten. Das sind Menschen, die, in der Ukraine gelebt haben, aber keine ukrainischen Staatsbürger*innen sind. Nach Schätzungen der UNHCR sind unter den Geflüchteten mehr als 100.000 Menschen aus solchen Drittstaaten. Darunter auch mehr als 10.000 aus afrikanischen Staaten. In der Regel Studierende. Zwar gilt der Beschluss vom 9. März 2022, mit dem Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine im Bundesgebiet vorübergehend von der Erfordernis eines Aufenthaltstitels befreit worden sind, auch für sie, trotzdem ist die Situation für einige von ihnen extrem kompliziert. Denn ein Studium was in der Ukraine begonnen wurde, kann in Deutschland oder in Berlin nicht einfach fortgesetzt werden.

Neben der unsicheren aufenthaltsrechtlichen Situation und den traumatisierenden Erfahrungen eines plötzlich über sie hereinbrechenden Krieges, erlebten viele von ihnen auf der Flucht dazu noch rassistische Anfeindungen. Sowohl aus der Ukraine selbst, als auch aus Polen oder Deutschland gibt es Berichte darüber, dass afrikanische Geflüchtete, sowie BIPoC im allgemeinen, wie Geflüchtete zweiter Klasse behandelt wurden. Flucht aus einem Kriegsgebiet alleine, hat massiven psychischen Stress zur Folge. Wer aber fliehen muss und dazu noch das Gefühl vermittelt bekommt, in dem Land in das er geflohen ist, nicht willkommen zu sein, oder eventuell sogar aufgrund seiner Hautfarbe und Herkunft benachteiligt zu werden, muss mit noch mehr psychischen Druck klarkommen. Für diejenigen, die auf ihrer Flucht nun in Deutschland angekommen sind, stellt sich jetzt die Frage wie es weitergeht. Es gelten andere Regelungen für Geflüchtete aus Drittstaaten, im Vergleich zu Geflüchteten ukrainischen Staatsbürger*innen. Vieles ist komplizierter für sie. So kompliziert, dass es ohne Sprachkenntnisse und ohne Hilfe, extrem schwierig wird, sich durch die deutsche Bürokratie zu kämpfen. Deswegen ist es wichtig, diese Menschen zu begleiten und zu unterstützen. Sowohl konkret im behördlichen Angelegenheiten, als auch beim generellen Ankommen in einem für sie vollkommen fremden Land.

Heute waren wir mit einem jungen nigerianischen Mann, der zum Glück noch rechtzeitig aus der ost-ukrainischen Stadt Charkiw fliehen konnte, beim Bezirksamt Tiergarten. Dort ist die zentrale Anlaufstelle für Geflüchtete aus der Ukraine, um ein Meldebescheinigung zu bekommen. Dies ist nur einer der ersten Schritte, auf dem Weg für den jungen Mann, hier in Berlin sein Studium hoffentlich wieder aufnehmen zu können. Aber auch bei den nächsten Schritten, werden wir ihn unterstützen. Für alle Beteiligten ist die Situation neu. Wir müssen permanent schauen, was verändert sich gerade , welche Regelungen gibt es und was könnten nächste sinnvolle Schritte sein, aber was das für Menschen bedeutet (oder auch: was das mit Menschen macht, wie sich Menschen damit fühlen), die noch kein Deutsch sprechen und gerade erst in diesem Land angekommen sind, können wir uns nicht mal im Ansatz vorstellen.

Text von: Snit Tesfamariam & Micky Patock

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