Die Jugendjury in Lichtenberg besteht in der aktuellen Zusammensetzung schon seit ca. vier Jahren. Das sind acht Jugendliche, die in der JFE Tube verortet sind und vom dortigen Kollegen Mischo und uns in ihren Aufgaben als Jurymitglieder unterstützt und begleitet werden.
Die Grundregeln, auf die sich die Jugendlichen festgelegt haben, entsprechen demokratischen Aushandlungsprozessen wie z.B. Neutralität, Einhaltung von Diskussions- und Gesprächsregeln, sowie Abstimmungen mit einfacher Mehrheit. Durch die konstante Besetzung der Jury gibt es ein gut funktionierendes Gruppengefüge, in welchem auch Freundschaften entstanden sind. So kommen die Jugendlichen gerne für die Sitzungen zusammen, bei denen auch immer für das leibliche Wohl gesorgt wurde. Neben der Diskussion über die Bewilligung der Anträge findet natürlich auch Austausch zu Alltagsthemen statt. Die Workshopfahrten waren immer ein Grund, motiviert in die Arbeit einzusteigen. Leider konnte im Jahr 2020 keine Fahrt stattfinden und auch der Jahresabschluss in Form eines gemeinsamen Essengehens oder einer ähnlichen Aktion musste ausfallen.
Im Jahr 2020 haben in Lichtenberg sechs Jurysitzungen stattgefunden. Aufgrund der coronabedingten Hygiene- und Abstandsregeln wurden zusätzlich drei Abstimmungen spontan per WhatsApp durchgeführt.
Richtig los ging der Eingang der Anträge und die Umsetzung der Projekte auch coronabedingt erst ab Juni/Juli, also um einiges später als in den vergangenen Jahren. Insgesamt gab es 18 Projektanträge, von denen dieses Jahr keiner abgelehnt wurde. Leider konnte jedoch ein Projekt nicht stattfinden, weil die Antragstellenden nicht zu erreichen waren und sie so weder von der Genehmigung ihres Antrages erfahren, noch die Gelder in Empfang nehmen konnten. Insgesamt wurden also 17 Projekte in Lichtenberg umgesetzt.
Die Verantwortung, über Gelder für Projektanträge zu entscheiden, motiviert die Mitglieder der Jugendjury in ihrem persönlichen Engagement. Gerade die zwei Jüngeren (15 Jahre jung), die so langsam in die Gruppe nachrücken, möchten sich auch gerne mehr mit den sozialen Medien und der öffentlichen Darstellung der Jugendjury auseinandersetzen. Sie übernehmen nach einer Jugendjurysitzung von sich aus gerne die Rolle, die Antragstellenden per Telefon persönlich über das Abstimmungsergebnis zu informieren. Auch die Übergabe der Gelder an die entsprechenden Projekte ist nun als neue Aufgabe dazugekommen. Das fand einmal an einem Nachmittag im Café Maggie statt, zu dem dann die Antragstellenden eingeladen wurden, das Geld in Empfang zu nehmen. Andere Male haben wir die Projekte gemeinsam direkt vor Ort aufgesucht. So ist es möglich geworden, der Jugendjury innerhalb des Bezirks nicht nur mehr Verantwortung und Aufgaben, sondern auch ein Gesicht zu geben. Kinder und Jugendliche, junge Erwachsene und dazugehörige Pat*innen der Projekte lernten dabei die Jugendjury näher kennen.
Mittlerweile ist die Jugendjury eine feste Institution im Bezirk. Dass die Wünsche und Bedarfe der Kinder und Jugendlichen so direkt umgesetzt werden können, fördert ihre Selbstwirksamkeit und macht ihnen ihre Beteiligungsmöglichkeiten deutlich. Ihre eigenen Eindrücke und Ideen werden dabei ernst genommen. Dies steigert die Anzahl an Jugendlichen, die an den einzelnen Projekten teilnehmen.
Bei den Inhalten der Projektanträge ging es in diesem Jahr um Anschaffungen von technischen Geräten (Beamer, Konsolen), inhaltliche Neu- und Umgestaltung bzw. Ausbau von Räumen (Musik, Kino, Video, Fitness, Holz- und Scooterwerkstatt) und Garten (Anlegen von Beeten, Trampolin, Lehmbackofen). Kreativ-Workshops zu Diversität, Überwindung von Barrieren/Diskriminierung, Körperwahrnehmung, Sport, Nachhaltigkeit und kritischem Konsumverhalten waren weitere Themen.
Auch zeigt sich ein sehr positives Feedback für die Jugendlichen der Jurys selbst. Im Rahmen ihres Engagements kommen sie durch den Bezirk, lernen verschiedene Einrichtungen und ihre Angebote kennen, können über ihre Arbeit in der Jury berichten und erhalten Einladungen, sich an den bewilligten Projekten selbst zu beteiligen. Eine sehr schöne Rückmeldung findet sich auch in den Sachberichten wieder, in denen den Jugendlichen der Jury für ihr Engagement gedankt wird. Durch die langjährige und verlässliche Arbeit der Jugendjury im Bezirk benötigt es kaum noch Werbung für den Aktionsfonds. Vielmehr kommen die Antragsteller*innen zum Förderbeginn mittlerweile direkt auf die Jugendjury zu.