Straßensozialarbeit in Berlin

Französisch Buchholz verliert seinen wichtigsten Treffpunkt für Jugendliche im öffentlichen Raum

Seit einigen Monaten werden wir, das Team Pankow Nord, immer wieder von verschiedenen Ämtern aus Pankow angeschrieben und angerufen um etwas über die Situation auf den Jugendplätzen in Buch und Französich Buchholz zu berichten. Da es kaum richtige Jugendplätze in der Region gibt, die auch nur im Entferntesten attraktiv für junge Menschen sind, fielen unsere Antworten immer recht kurz aus.

Vor Kurzem gab es wenigstens noch zwei Plätze, die gern von Jugendlichen genutzt wurden. Die Skateranlage in Französisch Buchholz und die Skaterrampe in Buch. Beide Flächen benötigen dringend eine Aufwertung und Instandsetzung der Skateelemente. Wir verstehen uns in dieser Angelegenheit  als Sprachrohr der Jugendlichen und versuchen, ihre Interessen in die verschiedenen Ebenen des Bezirkes zu tragen. So entstanden schon vor ca. 2 Jahren Skizzen von Jugendlichen, die zur Aufwertung der Skateranlage in Französisch Buchholz beitragen sollten. Vor ca. einem Monat kam der Schock für die Jugendlichen in Französisch Buchholz. Erst wurde ihre Skateranlage mit einem Bauzaun umstellt. Begründung waren die starken baulichen Mängel und die erhebliche Verletzungsgefahr. Der Zaun war jedoch kein großen Hindernis für die Nutzer*innen der Fläche. Wir wurden im Nachhinein vom Straßen- und Grünflächenamt (SGA) darüber informiert, dass der Bauzaun errichtet und von den Nutzer*innen überwunden bzw. teilweise zerstört wurde und gebeten, die Jugendlichen davon abzuhalten, dies zu tun. Die Nutzer*innen des Platzes wurden von niemandem darüber in Kenntnis gesetzt, warum der Skaterplatz abgeriegelt wurde. Einige Tage nach der Mail vom SGA an uns erfuhren wir, dass der Skatepool mit Mutterboden aufgeschüttet worden sei. Als wir uns die Fläche ansehen wollten fanden wir nichts mehr vor. Alle Skateelemente wurden entfernt und die gesamte Fläche  eingeebnet. Wir setzten uns für einige Zeit auf die leere Fläche, um die Reaktionen der Bürger*innen und vor allem der Nutzer*innen der Fläche zu beobachten. Wir konnten keine Person beobachten, die nicht verärgert und überrascht war von der gähnenden Leere. Dabei spielte es keine Rolle ob es sich um Spaziergänger*innen, Jugendliche, Kinder oder deren Eltern handelte. Die Reaktionen bestanden aus Kopfschütteln bis hin zu einem Tränenausbruch eines Kindes, das mit seinem Skooter vor der leeren Fläche stand.  Jugendliche, die sich regelmäßig an dem Platz aufhalten, machten ihrer Enttäuschung und ihrem Ärger verbal Luft, als wir sie auf die neue Situation ansprachen. Mit der Demontage der Fläche sei ihnen der letzte Aufenthaltsort genommen worden, an dem sie noch gern ihre Freizeit verbringen. Da die Fläche nicht direkt an Wohnhäuser grenzt, hielten sich die Beschwerden der Nachbarn immer in Grenzen. Die Jugendlichen berichteten uns, dass sonst schnell die Polizei gerufen wird, wenn sie sich in der Nähe von Wohngebäuden aufhalten.

 

Bei uns stößt der Umgang mit der Fläche auf Unverständnis. Zumal wir und einige Jugendliche schon vor zwei Jahren mit dem zuständigen Amt in Kontakt waren, um etwas an der Fläche zu verändern. Es gab Absprachen, dass wir in die Prozesse involviert bleiben, um rechtzeitig die Jugendlichen über entsprechende Entwicklungen zu informieren und sie einzubeziehen. Wir hätten uns gewünscht, wie abgesprochen im Vorfeld der Sperrung des Platzes informiert zu werden und im besten Fall nach Alternativen zu suchen oder zumindest mit den jugendlichen ins Gespräch zu kommen und sie darauf vorzubereiten. So waren wir und die Jugendlichen handlungsunfähig.

Für eine Instandsetzung stand und steht bis dato kein Geld zur Verfügung. Die Spielplatzkommission von Pankow listete die Fläche auf einer Zusammenstellung aller Plätze in Pankow, an denen etwas ausgebessert werden muss ebenfalls vor 2 Jahren. Nun ist die Begründung für den Abriss der Skateranlagen, die in die Jahre gekommenen und baufälligen Elemente. Sie hätten zu große Sicherheitsmängel aufgewiesen. Daher sei der Platz geschlossen worden. Eine Kommunikation mit den Nutzer*innen wurde nie angestrebt.

Der Aktuelle Zustand ist sehr unbefriedigend. Die Fläche ist eingeebnet, die Jugendlichen haben keinen Ausweichort und „vielleicht“ gibt es irgendwann einen neuen Skate- und Inlineplatz an der selben Stelle. Ein Antrag dafür wurde schon gestellt. Aus unserer Erfahrung ist dies leider noch kein Grund zum Jubeln. Es ist schwer zu sagen, wie lange es dauern wird, bis neue Skateelemente errichtet werden oder ob es überhaupt dazu kommt.

Einige Jugendliche berichteten uns, dass ihnen nun nichts anderes übrig bliebe, als sich wieder an anderen Orten zu treffen und ggf. auch dort zu skaten. Ein Umstand, der vielen Bürger*innen in Französich Buchholz ebenso wenig gefallen dürfte, wie den Jugendlichen.

Wir haben uns bereits mit den Nutzer*innen der Fläche zusammengesetzt und sie haben einen Brief an die Spielplatzkomission verfasst, in dem sie um Beteiligung bitten und sich eine Aufklärung der momentanen Lage wünschen. Wie mit der Fläche in Französich Buchholz umgegangen wurde ist ein gutes Beispiel dafür, warum sich Jugendliche oftmals von staatlichen Instanzen im Stich gelassen bzw. nicht ernst genommen fühlen. Dies wirkt sich unter Umständen auf das politische Denken vieler junger Menschen aus, die dadurch empfänglicher für Parolen von Parteien sind, die versprechen wirklich alles besser zu machen.

Wir hoffen auf eine baldige Klärung der Situation und möchten die Fläche für junge Menschen erhalten. Daher stehen wir nun (mal wieder) in engem Kontakt zu verschiedenen Ämtern, um eine baldige Lösung unter Beteiligung der Jugendlichen zu finden.