30 Jahre Gangway – Orte, die uns wichtig sind I Volume 19

Wir treffen uns beim „beste’ Imbiss der Stadt“, während seine Blicke fortwährend hoch zur S-Bahn gleiten. „Der ist immer zu spät, dieser Hund!“

Hier an der Vorderseite des S-Bahnhofs Schöneberg kann man sie hören, sie sehen, sie fühlen – die menschelnden Geschichten der Stadt. Ein Fahrradfahrer, der viel zu schnell unterwegs ist, raunt einen Fußgänger wütend an: „Haste keene Oogen im Kopp, Mensch?

Ein Pärchen überquert die Straße und kriegt gar nicht mit, dass die Ampel schon längst auf rot geschalten hat und die wartenden Autos bereits anfahren.

Hier nebenan, in dem Café saßen wir. Ich schwöre auf alles, wirklich, wir wollten echt keinen Stress! Die waren auch zu viert und auch viel, viel älter als wir. 30, 40 oder so. Aber dann haben die angefangen, dummes Zeug zu reden. Richtig, richtig unnötig!“ Wir teilen uns eine Pizza, während draußen jugendliches Gekicher und ein Klopfen gegen das Fenster zu hören sind. Versteck spielen kommt wohl nie aus der Mode. „Bin gleich wieder da, muss mal schnell was klären“.

Draußen, vor der Tür: Eine Kakophonie der Großstadt. Babylon-Berlinerisches Sprachengewirr, hupende Busse, stetig brummende Automotorengeräusche, durchsetzt mit dem Quietschen der einfahrenden S-Bahnen. Welch Kontrastprogramm einen doch ereilt, wenn man sich für den anderen Ausgang dieses Bahnhofs entscheidet. Vom hektischen Treiben einer Großstadt findet man sich ein, in einem fast schon behutsam wirkenden Vorort, mit einem einladenden Vorplatz, samt Künstler-Café, einem Jugendclub und, wenige Meter entfernt, einer Beratungsstelle für Mädchen und junge Frauen.

Verbündete in unserem Alltag, der Hoffnung den Weg zu bereiten. Früher gab es auf diesem Platz auch noch Bänke. Früher, ja… „da konnte man echt gut chillen im Sommer“. Aber diese Bänke sind jetzt weg. Weil, wie es offiziell hieß, die ja nur von Obdachlosen und Alkoholikern genutzt wurden. Ein Bahnhof, zwei Seiten, zwei Welten. Und inmitten dieser beiden Welten:

Wir. Die Streetworker. Brücken bauend. Zuhörend. Vermittelnd.

Der Jugendliche hat mittlerweile alles geklärt. Die Pizza ist längst kalt geworden. „Alles klar, ich muss dann jetzt los, ja? Mein Freund wartet Südkreuz. Also, ciao. Wann ham’  wir nochmal Termin?

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