Gegen den Görli-Zaun haben sich inzwischen scheinbar so viele Initiativen gebildet, dass der Tagesspiegel wohl just den Durchblick verlor. So war am 16.09.2024 in seinem täglich erscheinenden Newsletter zu lesen, dass einige u.a. vom Senat finanzierte Organisationen wie Gangway, Fixpunkt, der ADFC oder SpOrt365 im Görli „beim Aktionstag spielerisch Sabotageakte trainierten“, begleitet von den Worten, dass auch das Demokratie sei. Für Interessierte bringen wir hier gern etwas Licht ins Dunkel des „Wer ist eigentlich wer?“:
Besagter Aktionstag war eine Aktivität innerhalb einer ganzen Aktionswoche Anfang September. Diese Woche beinhaltete viele Veranstaltungen unterschiedlicher Akteure, die im Widerstand gegen den Görli-Zaun aktiv sind.
Gangway, Fixpunkt, SpOrt365, der ADFC sowie weitere Vereine, Initiativen, soziale Einrichtungen und Nachbar*innen sind im Bündnis Görli zaunfrei! organisiert. (Die unterstützenden Organisationen sowie alle Forderungen sind hier transparent aufgelistet: https://goerlizaunfrei.noblogs.org/) Dieses Bündnis stellt sich klar gegen den Zaun und die in diesem Zuge angekündigte Law-and-Order-Politik. Es stellt stattdessen klare Forderungen wie u.a. Anlaufstellen, Schlafplätze und Konsumräume für Drogenkonsumierende, eine staatlich kontrollierte Originalstoffabgabe nach dem Schweizer Modell, legale Beschäftigungsmöglichkeiten und Perspektiven für Menschen ohne Arbeitserlaubnis sowie feministische Schutzräume bzw. gewaltpräventive Projekte. In diesem Rahmen beteiligt sich das Bündnis regelmäßig an Aktivitäten im Widerstand gegen den Zaunbau oder organisiert selbst Aktionen wie in der besagten Aktionswoche u.a. den Sozialgipfel (zu dem es hier beim Tagesspiegel übrigens einen guten Artikel von Robert Klages gibt: https://www.tagesspiegel.de/berlin/anti-zaun-woche-im-gorlitzer-park-die-suchtigen-losen-sich-ja-nicht-in-luft-auf-12311396.html) oder die Nachbarschaftsdiskussion „Ein Kiez kocht über“, wo es um alternative Strategien zur Bewältigung des Drogenhandels und -konsums ging.
Eine weitere Initiative, die sich gegen den Zaunbau gegründet hat, ist Görli 24/7. Dies ist eine Gruppe organisierter (aber anonymer) Anwohner*innen, deren vordergründiges Ziel es ist, den Zaunbau zu verhindern, da auch sie keine Verbesserung der Lage vor Ort befürchten. Hier finden sich alle Infos zu dieser Initiative: https://goerli247.noblogs.org/ Diese Gruppe organisierte den Aktionstag, der sowohl beim Tagesspiegel als auch bei der Innensenatorin Anstoß erregte, weil dort besagte „Sabotageakte“ trainiert wurden. Konkret konnte an einer (von mehreren) Stationen mit einem Bolzenschneider ein aufgestellter Maschendrahtzaun durchschnitten werden.
Der Vollständigkeit halber sei hier noch die Kampagne „Ihr seid keine Sicherheit“ (ISKS) erwähnt, ein Zusammenschluss von Szenen und Gruppen gegen strukturelle Gewalt von Polizei und Sicherheitsbehörden. (Alle Infos zur Kampagne hier: https://www.ihrseidkeinesicherheit.org/) Diese organisierte im Rahmen der Aktionswoche gemeinsam mit dem Bündnis Görli Zaunfrei! unter dem Motto De-Fence Görli eine Demonstration, in deren Zuge als Akt der Selbstermächtigung eine Treppe über die bestehende Görli-Mauer gebaut wurde.
Es gibt natürlich noch weitere Gruppen, die im und um den Görli aktiv sind. Wir laden den Tagesspiegel gern ein, sich bei einem Besuch vor Ort mit den Akteuren besser bekannt zu machen und hoffen, unser kleiner Exkurs hat wenigstens ein bisschen den Durchblick verbessert.