Buna Ziua, allerseits!
Wir haben Anfang November an einer fünftägigen Delegationsreise des Bezirkes Friedrichshain-Kreuzberg nach Rumänien teilgenommen. Unsere Gruppe setzte sich zusammen aus MitarbeiterInnen des Bezirksamtes, des Jugendamtes, des Sozialamtes, der Polizei, des Wohnungsamtes, sowie der Geflüchtetenkoordinatorin und der EU- Beauftragte. Als freie Träger, die im Bezirk mit Menschen aus Südosteuropa, vornehmlich Rumänien arbeiten waren dabei: Caritas, die R.A.A. und Daniela und Ali vom Gangway Team Friedrichshain.
Die Reisegruppe trifft sich übrigens regelmäßig in der bezirklichen „AG Zuwanderung“, bespricht die Lebenslagen der Menschen (die u.a. im Zuge der EU Osterweiterung ihren Lebensmittelpunkt in den Bezirk verlegt haben), tauscht sich aus und versucht Hilfsangebote zu besser zu koordinieren.
In Friedrichshain arbeiten wir seit über vier Jahren intensiv mit Roma Familien, die aus dem Dorf Fântânele in der Nähe vom Bukarest nach Berlin gekommen sind und hier mit vielen Kindern und Jugendlichen in prekären Lebensverhältnissen leben. Daher war es uns ein wichtiges Anliegen, gemeinsam mit unserem Kooperations – und Büropartner R.A.A. an diesem Austausch teilzunehmen.
Unsere Ziele dabei waren:
- Einbringen der Perspektive der Betroffenen,
- Information und Sensibilisierung über Lebensumstände in Rumänien im Allgemeinen und der Roma im Besonderen,
- engere Kooperation und schnelleren Austausch zu relevanten Ämtern im Bezirk im Hinblick auf die Zielgruppe (z.B. mit dem Wohnungsamt, dem Jugendamt und der sozialen Wohnhilfe)
- einen kritischen Blick bewahren und diesen in den Diskurs einzubringen
Zur Reise:
Montag 7:15 hob der Flieger in Berlin Schönefeld ab und brachte uns in die Walachei, konkret ins schöne Bukarest. Nach kurzem Einchecken im Hotel und kleiner Stärkung ging es zur „Nationalen Agentur gegen Menschenhandel“ (ANITP), wo wir uns über deren Programme zur Prävention und Bekämpfung von Menschenhandel informierten. Nach aufregender Taxi-Fahrt ging es zum „Roma Education Fund„, sowie zu einem Gespräch mit zwei Filmemachern, die sich filmisch mit dem prominenten Thema der Korruption im rumänischen Bundesstaat „Teleorman“ auseinandergesetzt haben. Dies war insofern spannend, als das es am nächsten Tag gleich in besagte Region per Zug ging.
In Alexandria (Teleorman) angekommen, gab es ein offizielles Zusammentreffen mit dem Bürgermeister, dem Präfekten und verschiedenen Amtsträgern der örtlichen Verwaltung. Danach wurde die örtliche Pfingstler – Gemeinde (Pentecostal) besucht und sich über deren Wirken vor Ort informiert. Dieser Gemeinde gehören die meisten Menschen unserer Zielgruppe an und sie spielt auch in Berlin eine große Rolle in deren Leben. Bei dem anschließenden Besuch der orthodoxen St.Alexander Kathedrale wurde uns als Gruppe noch einmal eindringlich die Deutungshoheit der Kirche in vielen Lebensfragen der Menschen vor Ort illustriert.
Am Mittwoch ging es beizeiten ins nahe gelegene Örtchen Roșiorii de Vede, wo wir im Rathaus empfangen wurden und in einem sehr interessantes Gespräch wechselseitige Kooperationsbestrebungen ausgelotet wurden und (endlich) auch ein Vertreter der Roma Community zu Wort kam.
Viele Roma die in Kreuzberg leben, kommen aus diesem Ort und ihr Wegzug hinterlässt Lücken. Davon konnten wir uns anschließend in einer Schule überzeugen, in der viele Klassen nur noch einstufig sind und ein beträchtlicher Teil des Schulgebäudes aufgrund sinkender Schülerzahlen leer stehen bleibt. Nach kurzer Stärkung ging es zum Abschluss des Tages ins örtliche Krankenhaus, was nicht am Essen lag, sondern vielmehr an der anspruchsvollen Reiseplanung.
An dieser Stelle: Ein großes Dankeschön an Janka Vogel und Julian Paal sowie der Übersetzerin Frau Pircalab und dem Übersetzer Herrn Grigorescu.
Die letzten Termine waren: Besuch der örtlichen Arbeitsagentur, der Landesfamilienkasse sowie der Generaldirektion für Sozialassistenz und Kinderschutz. Hier wurde jeweils eine enge Kooperation zu den bezirklichen Äquivalenten in Friedrichshain-Kreuzberg angestrebt und vereinbart. Am letzten Tag haben wir uns in Bukarest mit engagierten Mitarbeiterinnen der deutschen Botschaft getroffen und über die politische Lage in Rumänien informiert. In dem EU-freundlichen Land stand die Präsidentenwahl kurz bevor. Zufrieden und voll mit Eindrücken ging es am Abend wieder zurück ins herbstliche Berlin.
Zusammenfassend war die Delegetationsreise aus unserer Sicht ein voller Erfolg. Wir haben wertvolle Einblicke in verschiedene Bereiche des rumänischen Wohlfahrtssystems bekommen und konnten uns in einer sehr kollegialen und wertschätzenden Atmosphäre über unsere Arbeit im Bezirk austauschen.
Schön war es mit Euch & Vielen Dank an alle Beteiligte!
In diesem Sinne: La revedere, romania!