Am 22.02.2012 trafen sich 50 interessierte und engagierte Menschen aus Politik und Verwaltung, aus Einrichtungen und Institutionen und Anwohner_innen des Platzes „an der Kugel im Kosmosviertel zu einem angeregten Austausch mit anschließender Festlegung weiter Vorgehensweisen.
An dieser Stelle sagen wir noch einmal herzlichen Dank an Herrn Bünger vom Familien- und Begegnungszentrum Altglienicke für die Einladung und Moderation des Fachgesprächs.
Disktuiert wurde über die Situtation und Bedarfe der Anwohner_innen und Anlieger im Bereich rund um „die Kugel“.
Die Kugel ist ein Brunnen in einer Grünanlage in Altglienicke. Rund um diese Grünanlage leben viele Menschen, deren Situation durch Langzeiterwerbslosigkeit oder Nicht-erwerbsfähigkeit geprägt ist und die sich einen Großteil ihrer Zeit in der Grünanlage aufhalten. Einige von ihnen bezeichnen diese Grünanlage gar als ihr „Wohnzimmer“. Für den dort offen zelebrierten Alkoholkonsum und dadurch bedingte Lautstärke zeigen andere Anwohner_innen wenig Verständnis. Eine solche Situation führt ofmals dazu, dass Menschen, die den öffentlichen Raum als Treffort nutzen, oft als „die Trinker oder Alkoholiker“ angesehen werden, der Alkoholkonsum aber nur ein Symptom für viele andere soziale Schwierigkeiten sein kann.
Das Fachgespräch sollte dazu dienen, alle Menschen, die in dieser Situation ein Anliegen haben oder die in der Lage sind, unterstützende Strukturen zu entwickeln, an einen Tisch zu bringen und gemeinsam über die Bedürfnisse und Bedarfe zu sprechen, die in diesem Gemeinwesen von nöten sind.
Durch die jahrelange Begleitung der Menschen vom Treffort „Kugel“ durch das Streetworkteam M.A.N.N.E.F. und in der Vergangenheit durchgeführte Maßnahmen war ein Bereich sehr deutlich, in dem es einen großen Bedarf gibt: das Thema Beschäftigung.
Durch eine in der Vergangenheit erfolgreich durchgeführte Maßnahme, die eine niederschwellige, auf die Bedürfnisse der Menschen ausgerichteten Hintergrund hatte, war deutlich, dass ein überdurchschnittlich großer Teil der Menschen, die den Treffort „Kugel“ nutzen, gern wieder arbeiten möchten. Schwierig ist hierbei, wenn Maßnahmen aufgelegt werden, die eine befristete Dauer haben und nicht nachhaltig wirken können. Dies wirkt erfahrungsgemäß kontraproduktiv, da unsere Adressat_innen nach Beendigung solcher Maßnahmen, die für sie u.a. auch Wertschätzung, Teilhabe und gesellschaftliche Anerkennung bedeuten, oft in ein größeres Loch fallen und dadurch Probleme potenziert werden.
Hier bedarf es also kreativer Lösungen, die um so besser erarbeitet werden können, je mehr Menschen mit am Tische sitzen und Ideen spinnen.
Der zweite Bereich ist die Gestaltung des öffentlichen Raumes, also der Grünbereich an der Kugel. Es wurde in der Runde festgestellt, dass der Zustand der Grünanlage nicht gerade einladend aussieht. Der Platz wirkt vernachlässigt und ungepflegt. Sowohl die Anlieger als auch die Nutzer_innen des Platzes hätten gern einen gepflegten Platz, der das Auge erfreut und auch zum Verweilen. Zweimal schon hat das M.A.N.N.E.F Team mit den Nutzer_innen des Platzes eine „Säuberungs- und Verschönerungsaktion“ gestartet. Es wurden Graffittis an den Stelen der Pergola entfernt, Müll wurde gesammelt und die Bänke wurden angestrichen. Leider war der schöne Zustand nicht von Dauer.
Die Diskussion im Rahmen des Fachgespräches zeigte, dass auch viele andere das Anliegen haben, eine gepflegte Grünanlage vor ihrer Haustür zu haben.
Mit Beteiligung aller, die in diesem Rahmen Interesse und Möglichkeiten haben (hierzu gehört vor allem auch das Grünflächenamt mit seinem Sachverstand), könnte in diesem Sommer der Platz an der Kugel in neuer Frische blühen.
Der dritte benannte Bereich ist der öffentliche Konsum. Hier zeigte es sich nochmal, wie wichtig es ist, miteinander zu reden, um zum einen ein genaueres Bild bekommen und ein anderes Verständis der Situation zu bekommen und zum anderen gemeinsam Lösungsmöglickeiten zu entwickeln.
Ein Anwohner, der sich auch selber auf dem Platz aufhält machte darauf aufmerksam, das das Bild welches Außenstehende von einem Treffort haben, an dem Alkohol getrunken wird, durchaus differenziert gesehen werden muss. Menschen, die sich teure Restaurant- oder Kneipenbesuche nicht leisten können und trotzdem gern ihrer Freunde treffen möchten, müssen dies eher im öffentlichen Raum tun und kaufen sich ihr Bier im Supermarkt. Zweifellos gibt es hier auch Menschen, die einen problematischen Konsum haben. Aber es gibt auch Menschen innerhalb der Gruppe, die dieses thematisieren und sich um machbare, niederschwellige Lösungsmöglichkeiten bemühen.
Mit einem breitgefächerten Netzwerk und Kooperationen und schrittweise gemeinsam entwickelten Formen von Selbsthilfe und Beratung kann auch dieser Bereich zu einer annehmbaren Alternative führen.
Wesentliche Ergebnisse dieses 2. Fachgespräches waren, dass einerseits zu den 3 oben genannten Bereichen Arbeitsgruppen stattfinden werden, deren Ziel es ist, machbare und für alle tragbare Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln. Zum anderen war es ein Forum, in dem sich viele Akteur_innen aus unterschiedlichen Bereichen kennen lernen und austauschen konnten und somit sich neue Möglichkeiten der Kooperation auf kurzen Wegen aufgetan haben.
Wir danken allen, die sich die Zeit genommen haben um mit uns gemeinsam zu diskutieren und freuen uns auf die gemeinsame Arbeit in den Arbeitsgruppen.