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Ein kleiner Rückblick auf den Sommer (auch wenn er zum Glück noch nicht ganz vorbei ist J). Vor Kurzem haben wir uns mit den Jugendlichen getroffen, mit denen wir Ende Juli/Anfang August mit dem Fahrrad von Berlin nach Rostock gefahren sind. Seit zwei Jahren arbeiten wir mit der Gruppe, die sich gemeinsam mit uns (Andi und Katha) zum Fußballspielen trifft: der Gummibären SV. Den Namen haben sie sich selbst gegeben für die Street League Turniere. Dieses Jahr haben wir gemeinsam mit ihnen eine Fahrt geplant. Mit Fahrrädern sollte es auf dem Berlin-Kopenhagen-Radweg nach Rostock gehen.
Wir packten in der Früh zum ersten Mal die ganzen Sachen auf die Räder: Taschen an die Seiten, Zelte und Matten in die Müllsäcke (damit es nicht nass wird) und dann ziehen und zurren, bis die Spanngurte fest verhakt sind. Das wird genauso eine Lieblingsaufgabe, wie das Zelte-Aufbauen.
Am Bahnhof in Hohenschönhausen wuchteten wir einzeln und zu zweit die monsterschweren Fahrräder die Treppe runter, weil im Fahrstuhl zu wenig Platz war. Der Regio wollte uns dann allerdings nicht mitnehmen. Zu wenig Platz sei da drin gewesen und aufteilen hier ginge auch nicht und da ginge auch nicht, „da müssen Sie auf den nächsten Zug warten“. Und wenn der voll ist? Ja dafür sei sie nicht zuständig. Tür zu. Das wird uns noch öfter passieren.
Neuer Plan: Wir nehmen die Sbahn bis Oranienburg und dann fahren wir mit dem Rad. Ungefähr 20km mehr mussten wir am 1. Tag fahren, aber alle haben mitgemacht und waren halbwegs guter Laune. Die Boom-Box ging an und da war der Soundtrack, der uns die nächsten 10 Tage begleiten würde.
Die Tagesstrecken waren immer ungefähr 35-45 km pro Tag. Da hatten wir genug Zeit für die morgendliche Bummel-Phase und nochmal baden gehen zwischendurch. Wir hatten super viel Glück mit dem Wetter und den Wegen — die meiste Zeit hatten wir sehr viel Platz für uns. Die Jugendlichen übernahmen in Teams immer die Route, die Snacks und das Frühstück. Das klappte überwiegend sehr gut. An den Abenden gingen wir essen und spielten Werwolf. Auf dem letzten Zeltplatz, haben einige der Jugendlichen dann sogar ein paar andere Camper*innen angequatscht und gefragt, ob sie mitspielen wollten.
Anfangs waren wir viel in den ersten Gängen unterwegs und nach 8km kam die Frage, wann wir endlich Pause machen. In den letzten Tagen fuhren sie uns davon und brüllten zurück: „In 20 km machen wir die erste Pause, ok für euch?“.
Die Hügellandschaft Mecklenburgs stellte uns nochmal vor neue Herausforderungen, aber mit genügend Snacks, Wasser (zum Trinken und Baden) und Raum für Beschwerden, haben wir es geschafft.
Die Zeltplätze waren nicht immer zur Zufriedenheit der Jugendlichen. An einem ritten wir gerade mit lauter Musik ein, als auch schon die erste Person aus dem Häuschen sprang: „Musik aus der Dose gibt es hier gar nicht. Aber ihr könnt gern Gitarre am Lagefeuer spielen“. Na klar, da hatten sie Bock drauf. Die Mienen verfinsterten sich noch mehr, als die Frau verkündet, dass die Duschen hier aus Gießkannen bestünden, die man sich an einem Hahn auffüllen konnte. Sch… Hippies. Das einzige Highlight hier waren die Marshmallows, die wir abends über dem Feuer rösten konnten.
Aber es gab auch Zeltplätze, die allen gefielen, wo die Jugendlichen ohne Zeitbegrenzung unter richtigen (!) Duschen stehen konnten und es ausreichend Steckdosen für nächtliche Handy-Auflade-Partys gab.
Die Gruppe hatte schon in der ersten Nacht beschlossen, dass es cooler sei, wenn sie alle draußen auf ihren Matten im Kreis schliefen. Gewieft dachten sie sich, dass sie somit ihre Zelte auch nicht mehr vernünftig aufbauen müssten. In einer Nacht hat es dann geregnet… Ab dem nächsten Tag waren die Zelte wieder gespannt.
Nachmittags am 7. Tag kamen wir schwitzend in Rostock an. Ich glaube, wir waren alle positiv überrascht, dass wir es tatsächlich geschafft haben. Nach einer kleinen Foto-Session am Ortseingangsschild, ging es weiter zum Hostel. Dort hatten sie unsere Reservierung vercheckt. Nach langem Hin-und Her gab es für uns die Möglichkeit, in eine Gästeunterkunft in irgendeinem Gewerbegebiet am Alten Fischerei-Hafen zu gehen. Schön war anders. Aber wir konnten nichts machen, die Stadt war ausgebucht. Wir alle waren wütend und enttäuscht, aber tatsächlich konnten die Jugendlichen schnell das Positive sehen: Netflix auf den Zimmer, Duschen für sich allein und einen Supermarkt direkt unter der Unterkunft. Ging schon. Da das Ganze auch nur halb so teuer war, konnten wir uns ein bisschen gönnen und sind lecker Essen und Lasertag-Spielen gegangen. In Warnemünde waren wir natürlich auch. Wir sind mit lauter Musik an der Promenade lang gefahren, vorbei an einer Spanierin, die gerade von ihrem Urlaub an der Ostsee berichtet: „La juventud está loca“ („Die Jugendlichen sind verrückt“). Wir nahmen noch zwei wichtige Touri-Attraktionen mit: 1. den komplett vollgepackten Strand erleben und 2. dir von einer Möwe dein Essen klauen lassen.
Am 10. Tag reisten wir zurück nach Berlin. Mit dem Zug diesmal. Zum Glück hat er uns mitgenommen! Erledigt und stolz auf uns trudelten wir in Berlin ein. Ein bisschen traurig waren wir alle, dass es vorbei war. Aber ich glaube, die Fahrräder werden sie nicht vermissen.