Sehr verehrte Damen und Herren,
wir stellen vor: die „roten Bergsteiger“, eine Widerstandsgruppe, welche es sich zur Aufgabe gemacht hatte, vor und während des zweiten Weltkrieges andere Widerständler, Juden, Roma, Homosexuelle und sog. „Assoziale“ über die grüne Grenze nach Tschechien zu schmuggeln.
Stattgefunden hat dies im Elbsandsteingebirge bzw. der sächsischen Schweiz mit solidarischer Unterstützung vieler erfahrener KlettererInnen aus der dortigen Bevölkerung unter Einsatz ihres Lebens. Da nicht viel von den „roten Bergsteigern“ überliefert ist, haben wir uns mit ingesamt 18 Menschen auf den Weg nach Wehlen/ Sachsen gemacht um mehr über die Geschichte zu erfahren und zwar abseits vom öden Geschichtsunterricht.
Die Gruppe war bunt zusammengewürfelt (vier junge Roma aus Berlin – Friedrichshain, die Familie Bekir* aus Mazedonien/Bosnien/Sachsen inklusive Oma, Susanne vom Riesa Efau in Dresden, Liv vom Jugendclub Feuerwache, sowie die Buftis Flex und Rike). Gemeinsam haben wir fünf Tage in einer rustikalen aber wunderschönen Herberge (ohne Internet) am Fuße der Felsen gewohnt und uns selbst versorgt.
Am ersten Tag stand auf dem Plan: Ankommen, Betten bzw. Zelte beziehen, Aklimatisieren, sowie ein gemeinsames Abendessen kochen.
Am zweiten Tag ging es gleich zum Klettern unter fachkundiger Anleitung in die Berge, wo es trotz langer Wanderung, starkem Regen und atemberaubender Höhe eine gute Einstimmung auf das Thema war.
Für den dritten Tag sind wir 20 Kilometer weit auf die Burg Hohenstein gefahren, welches eines der ersten Konzentrationslager der Nazis war. Vor Ort gab es eine Führung durch die Burg anhand von den individuellen Geschichten der Inhaftierten, welche uns alle sehr bewegt hat.
Der Donnerstag war verregnet und wir sind zu Hause geblieben. Damit es nicht langweilig wurde, kam Theaterpädagogin Judith von den Landesbühnen Sachsen vorbei und hat mit uns anhand des Theatherstückes „Li und die Roten Bergsteiger“ wichtige Themen wie Solidarität, Widerstand und Freundschaft bearbeitet. Zum Abschluß hat jede Gruppe ein kleines selbst ausgedachtes Theaterstück unten tosendem Applaus performt.
Am Abend gab es am Lagerfeuer gruselige Spiele und lebhafte Diskussionen über Religionen (Die TeilnehmerInnen waren ziemlich genau zu 1/3 christlich, 1/3 muslimisch, sowie zu 1/3 atheistisch). Nach der obligarischen Nachtwanderung (gewürzt mit Sinneswahrnehmungseinheiten/ Gruß an Simon& Roland aus Pankow!) ging es zu sehr später Stunde ins Bett.
Der letzte Tag hielt am vormittag noch ein paar Feedback Einheiten, Aufräumen und einen besonders schweren Abschied von der Natur und den neu gewonnenen FreundInnen bereit.
Aber wir kommen zurück!
*die Familie Bekir ist eine Roma – Familie aus Mazedonien, die als staatenlos erklärt wurde und seit vielen Jahren unter ständiger Angst vor Abschiebung bzw. erfolgter Abschiebung inklusive Familienteilung in Sachsen lebt. Mit ihr haben wir bereits die Begegnung „Boah, Bin ich schön!“ im Jahr 2017, sowie eine Rückbegegnung in Friedrichshain erlebt und sind seit dem in gutem Kontakt geblieben.