Straßensozialarbeit in Berlin

Interventionsstrategien im öffentlichen Raum – Publikation

Ein Erfahrungsbericht der Straßensozialarbeit mit Erwachsenen in belasteten Wohngebieten

… und dann gibt es Menschen, die einfach da wohnen

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Publikation, 126 Seiten,  ISBN: 978-3-945398-25-8

Die alte Eckkneipe ist in Berlin fast verschwunden. Denjenigen, die sich früher dort trafen, fehlt meist das Geld für die schicken Lifestyle-Cafés in den schicker werdenden Wohngebieten. Zu Hause kriecht die Einsamkeit durch die Ritzen, wenn Arbeit und Familie den Tag nicht mehr ausfüllen. Treffpunkte im öffentlichen Raum – meist dort, wo das Bier billig ist – werden dann oft zum Dreh- und Angelpunkt verbliebener sozialer Kontakte – und schnell zum Ärgernis der Anwohner*innen, weil Konflikte, Lärm und Schmutz zu Störfaktoren werden.

Diese öffentlichen Plätze und Stadtteile, die Streetworker aufsuchen, werden als problematisch wahrgenommen. Ebenso die Menschen, die sich hier treffen. Gerade hier aber, wo keine*r so gern hinschaut, treffen Streetworker auch auf eine große Selbstverständlichkeit und Bereitschaft, einander zu helfen und sich in den Kiez einzubringen.

Dieses Potential hat Gangway e.V. in den letzten acht Jahren Erwachsenenarbeit in verschiedenen Berliner Stadtteilen aufgegriffen. Stabile, handlungsfähige Netzwerke zwischen den Adressat*innen von Streetwork, engagierten Anwohner*innen, Kiezinitiativen, unterschiedlichen Verwaltungsebenen und Sozialarbeiter*innen von Gangway sind im Laufe der Jahre aufgebaut worden.

Die Teams in Treptow und am Leopoldplatz in Mitte beenden ihre Arbeit im Sommer 2015, weil die temporären Finanzierungen auslaufen. Das reguläre Hilfesystem sieht die aufsuchende Soziale Arbeit mit Erwachsenen in den lokalen Strukturen der Selbsthilfe, des zivilgesellschaftlichen Engagements und der Selbstorganisation als ganzheitliches, präventives Konzept nicht vor.

Die praktizierte Verzahnung von niedrigschwelliger Lebenshilfe unmittelbar vor Ort mit einer stetigen Kommunikation und (Konflikt-)Mediation mit den verschiedenen Nutzer*innengruppen des öffentlichen Raums, unterstützt durch handlungsorientierte Bezirksverwaltungen, hat gezeigt, dass die Zusammenarbeit über Zuständigkeitsbereiche hinweg möglich, vor allem aber produktiv sein kann. Solch ressortübergreifende Handlungsansätze in der sozialen Stadtentwicklungspolitik sollten nicht die Ausnahme, sondern die Regel sein.

Insbesondere in Bezug auf komplexe Problemlagen – die in der Erwachsenenarbeit traurige Normalität sind – trägt ein lokaler, ganzheitlicher Blick auf den Stadtteil und die verschiedenen Bevölkerungsgruppen, die in ihm leben, ein großes Selbsthilfe- und Selbstorganisationspotential in sich. Dieses benötigt starke lokale Schnittstellen zwischen Bevölkerung und Verwaltung, die das freiwillige Engagement vieler Bürger*innen – auch und gerade derer, die von Armut und Ausgrenzung besonders betroffen sind – stärken und strukturell unterstützen.

Weil uns bei Gangway e.V. die SOZIALE Stadtentwicklung wichtig ist, haben wir unsere Erfahrungen und Erkenntnisse dokumentiert – in der Hoffnung, dass aus unserem Engagement der letzten Jahre etwas bleibt und vielleicht etwas Neues entsteht – auf dem mühevollen Weg in eine solidarische Stadtgesellschaft.

Die Dokumentation „Interventionsstrategien im öffentlichen Raum“ wurde im Rahmen eines Fachtreffens vorgestellt und ist als pdf-Download schon jetzt und in Papierform (19,90€) oder als E-Book (9,90€) beim Archiv der Jugendkulturen Verlag KG  erhältlich. Fragen beantworten wir gern telefonisch (030.2830230) oder elektronisch (info@gangway.de).

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