Drei Gruppen von Jugendlichen und die Streetworker von Gangway
. Ein Film von Eckart Lottmann
· Produktionsförderung durch die Jugend- und Familienstiftung des Landes Berlin
· 45 min, Farbe, Betacam SP, Berlin 1995
· Preis: 30 €
aus dem Infoblatt 1995:
Uwe und Stefan sind als Straßensozialarbeiter bei GANGWAY beschäftigt. Gangway kümmert sich um Jugendliche, die draußen rumhängen, weil sie sonst keinen Ort haben, sich zu treffen. Eckart Lottmann hat im Sommer 1995 drei dieser Gruppen porträtiert. Entstanden ist ein Film, der die Situation der Jugendlichen anschaulich vermittelt und den mühsamen Prozess der Auseinandersetzung mit den SozialarbeiterInnen beschreibt.
Die Gruppe in Hohenschönhausen hat von Streetworkern einen alten Bauwagen gestellt bekommen. Damit sind sie weg von den Hauseingängen und haben einen Treffpunkt, den sie selber ausbauen können. Straftaten laufen weiter – so was ändert sich nicht von heute auf morgen.
Im Wedding betreuen Mehmet, Eva und Heiner eine Gruppe von türkischen Jugendlichen, die sich in einem kleinen Park am Leopoldplatz treffen. Die meisten sind arbeitslos und leben von Gelegenheitsarbeiten. Im August 1995 führt die alte Rivalität mit der Gang vom S-Bahnhof Gesundbrunnen wieder mal zu einer Schlägerei: Die Leo-Gruppe muss zunächst einstecken, aber sie schlägt zurück. Und Eva und Mehmet haben rund um die Uhr zu tun, um die Gruppen voneinander fern zu halten. Es ist eine „Frage der Ehre“ – und doch gelingt es nach einiger Zeit, den Konflikt zu schlichten.
In Lichtenberg, wie Hohenschönhausen ein früherer Ostberliner Stadtteil, arbeiten Steffi, Axel und Jan mit der Gruppe von rechts orientierten Jugendlichen. „Ich hab mich damit abgefunden, dass ich einmal pro Woche was auf die Schnauze kriege“, sagt einer. Aber man sieht sich ja wieder, vielleicht zusammen mit ein paar Kumpels: „Dann greifst di dir den, und dann muss er bluten, ist doch ganz logisch“. Angesichts der Millionen von Ausländern sehen sich die Skinheads als verfolgte Minderheit: „In dieser Gesellschaft bin ich immer das Opfer“. Das Angebot der StraßensozialarbeiterInnen wird eher skeptisch beurteilt: „Die quatschen, quatschen – det bringt doch nischt. Deswegen ist immer noch nichts für uns da“.
Drei Gruppen mit unterschiedlichem Selbstverständnis. SozialarbeiterInnen, die um die Grenzen ihrer Möglichkeiten wissen: „Wir können weder die Gesellschaft, die sie aufgrund ihrer politischen Haltung ablehnen, ändern, noch können wir ihnen Lehrstellen oder Wohnungen verschaffen, die sie unbedingt brauchen“. Und was mit einzelnen Jugendlichen mühsam entwickelt wird, endet oft genug als Fehlschlag.
Straßensozialarbeit – ein Tropfen auf dem heißen Stein? Was zählt, ist letzten Endes das persönliche Engagement, die Glaubwürdigkeit der Streetworker. Um die Fähigkeit, mit Enttäuschungen umgehen zu können. „Wir sehen unsere Jugendlichen nicht als Kriminelle“, sagt Mehmet. „Wir bauen Vertrauen auf. Das Vertrauen ist unser ganzes Kapital“.