Was bewirkt Straßensozialarbeit? Kann man die Wirkung von sozialer Arbeit im Sinne einer Sozialen Dienstleistung messen? Wie kann sichergestellt werden, dass wichtigste Maßstäbe der Arbeit trotzdem die individuellen Bedürfnisse und verbesserten Lebenslagen unserer Adressat*innen sind? Diese Fragen beschäftigen uns seit vielen Jahren. Als gemeinnützige Organisation der sozialen Arbeit wollen wir für unsere Zielgruppen etwas Positives bewirken. Mittels eines Wirkungscontrollings steuern wir die beabsichtigten Wirkungen, indem wir die eingesetzten Leistungen in Relation zu ihrer Wirkungen setzen. Die Fachlichkeit der Sozialen Arbeit, die Leistungsangebote, die Organisations-Strukturen und -Prozesse werden so gestaltet und gefördert, dass ein erfolgsreiches, wirkungsorientiertes Handeln der Sozialarbeiter*innen möglich ist.

Als Empfänger von Zuwendungen, Stiftungs- und Spendengeldern sehen wir uns verpflichtet, die Wirkung unserer Arbeit zu erfassen, transparent zu veröffentlichen und entsprechende Handlungsschritte bzw. Zielsetzungen abzuleiten: Wir sind gefordert, glaubwürdig nachzuweisen, dass die uns zur Verfügung gestellten Mittel effektiv eingesetzt wurden und ein sichtbarer Beitrag zum Wohl unserer Adressaten und des Gemeinwesens geleistet wird. Dafür sind bereits bei der Planung von Programmen und Projekten eine Orientierung an Wirkungen und eine spätere Wirkungserfassung notwendig. Ziel dabei ist, aus Erfolgen und Misserfolgen zu lernen, aus Fehlern Konsequenzen zu ziehen und die Wirkung der Straßensozialarbeit ständig zu verbessern.

Die Wirkungskette umfasst verschiedene Stadien von Wirkungen:

  1. Input (Welche Ressourcen stehen zru Verfügung?), z.B. Mitarbeiter*innen, Geld
  2. Aktivitäten (Was macht das Projekt?), z.B.  angebotene Sprechstunden, Rundgänge, Trainings, Workshops
  3. Output (Was sind die direkten Ergebnisse der Aktivitäten?), z.B. Adressat*innen haben Wissen erlangt oder können Probleme lösen
  4. Outcome (Direkte Wirkung bei den Adressat*innen), z.B. Adressat*innen wurden erfolgreich in Arbeit vermittelt oder haben ihren Schulabschluss geschafft
  5. Impact (Indirekte Wirkung, die über die Adressat*innen hinaus geht und auf einer gesellschaftlichen Ebene einwirkt), z.B. gesunkene Arbeitslosenzahlen im Bereich u25

Wir erfassen und erreichen Wirkungen vor allem in den Wirkungsstadien 1-4. Die höchste Stufe der Wirkungskette, den Impact, also die indirekte Wirkungen auf gesellschaftlicher Ebene, erreichen wir seltener und auch eher unrepräsentativ (Gangway im Verhältnis zur Gesellschaft). Es wäre anmaßend zu behaupten, dass die Arbeit der Streetworker gesellschaftliche Probleme löst, aber die Arbeit hat Aus- und Einwirkungen, z.B.

  • auf die Arbeitslosenzahlen im Bezirk Pankow durch die aufsuchende Arbeit unseres Jobteams, das drei von vier jungen Menschen erfolgreich in Arbeit vermittelt (Hier ein kurzer TV-Beitrag über die Arbeit des Teams: Link) oder
  • auf die Resozialisierung von jungen Menschen nach der Jugendhaft durch die Intensivbegleitung der besonders rückfallgefährdeten sogenannten Endstrafer, die unser Team Startpunkt beim Übergang von der Haft in die Freiheit leistet,
  • auf Konfliktsituationen im öffentlichen Raum durch Bekanntheit, Präsenz und Deeskalationsstrategien der Streetworkteams in den verschiedenen Sozialräumen.

Wie konkret diese Wirkungen erfasst werden, haben wir gemeinsam mit unserem Zuwendungsgeber, der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie, in Form einer wirkungsorientierten Erfolgskontrolle entwickelt. Zur Erreichung der vier übergeordneten Ziele von Straßensozialarbeit wurden Indikatoren abgeleitet, die anhand von messbaren Sollwerten die Wirkung der Arbeit darstellen können.

Ziele und Indikatoren von Straßensozialarbeit

  1. Niedrigschwelliger Zugang zu jungen Menschen, die gesellschaftlich benachteiligt oder individuell beeinträchtigt sind, mittels aufsuchender Jugendsozialarbeit
    1. Erreicht werden junge Menschen, die gesellschaftlich benachteiligt oder individuell beeinträchtigt sind (Sollwert: Anzahl Jugendlicher, z.B. mit ungesicherten Aufenthaltsstatus, abhängig von Transferleistungen, die straffällig geworden sind, mit problematischen Schulden, Drogenkonsum oder in prekären Wohnsituationen)
    2. Niedrigschwellige Angebote/Präsenz im öffentlichen Raum (Sollwert: Kontaktaufnahmen, z.B. auf Rundgängen, durch Dritte oder über Chaträume)
  2. Soziale Integration durch Förderung der persönlichen Entwicklung und von Gemeinschaftsfähigkeit
    1. Gruppenarbeit (Sollwert: z.B. Anzahl Fahrten, Gruppenaktivitäten, Veranstaltungen)
    2. Einzelhilfen (Sollwert: z.B. Anzahl Beratungsgespräche, Begleitungen und erfolgreiche Vermittlungen in Arbeit oder in das Hilfesystem)
    3. Niedrigschwellige Beratungsangebote (Sollwert: z.B. Anzahl Sprechstunden oder Online-Beratungen)
    4. Projektarbeit (Sollwert: z.B. Anzahl involvierter Jugendlicher und Aufwand der Projektarbeit)
  3. Konfliktlösung im öffentlichen Raum
    1. Zugang zu Konfliktsituationen / Konfliktparteien wird erreicht (Sollwert: Anzahl wahrgenommener Konfliktsituationen oder involvierte Jugendliche)
    2. Konfliktlösungsstrategien werden umgesetzt (Sollwert: z.B. Anzahl Konfliktlösungsprozessen oder Vermittlungen)
  4. Bildung funktionaler Netzwerke
    1. Pflege von Netzwerken und Kooperationsbeziehungen (Sollwert: z.B. Anzahl Gremien, Sprecherfunktion oder Treffen mit Kooperationspartnern)
    2. Einbindung von Partnern/Sponsoren und Beteiligung an öffentlich wirksamen Veranstaltungen (Sollwert: z.B. Anzahl Kooperationspartner oder Spender)

Diese Sollwerte werden gemeinsam mit der Senatsverwaltung definiert und mittels monatlicher Erhebung der Istwerte durch die Streetworkteams abgeglichen. Ausgewählte Wirkungen werden in unserem jährlichen Sachbericht (Link) ausführlich beschrieben und mit konkreten Beispielen aus den Teamberichten untermauert. Darüber hinaus findet jährlich ein Wirksamkeitsdialog statt, an dem die fachlich zuständigen Mitarbeiter*innen der Senatsverwaltung, die Geschäftsführung von Gangway sowie einzelne Streetworker*innen teilnehmen.

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