Suchtprävention ist eine komplexe Aufgabe, die weit über die Informationsvermittlung bezüglich verschiedener Suchtstoffe hinausgeht. Allein die Tatsache, dass es zunehmend “Süchte” (z.B. Arbeits- oder Spielsucht) gibt, die überhaupt nichts mit dem konsumieren von Stoffen zu tun haben, ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass es bei Sucht und Abhängigkeit zunächst einmal um Verhaltensweisen geht und nicht vorwiegend um Stoffe und deren unmittelbare Wirkungen auf den Organismus, obwohl auch dieser Aspekt nicht aus dem Auge verloren werden darf.
Das Konsumverhalten von Menschen, egal ob Kinder, Jugendliche oder Erwachsene wird von der familiären Situation, dem sozialen Umfeld, der Persönlichkeit des Individuums und dem alltäglichen Lebensraum bestimmt. Während die klassische Drogenprävention ihre Schwerpunkte auf die Informationsvermittlung über die Wirkungen verschiedener Stoffe wie Alkohol, Haschisch oder Heroin legte und methodisch mehrheitlich mit Faltblättern, Plakaten und Kinospots daherkam, setzt die moderne Suchtprävention darüber hinaus auf zwei weitere Aspekte:

  • Die Weiterentwicklung der Fähigkeit beim Menschen, seine individuellen Verhaltensweisen und Abhängigkeiten kritisch zu hinterfragen und zu überprüfen. Abhängigkeiten oder bedenkliche Gewohnheiten (z.B. regelmäßig 16 Stunden Arbeitstag, häufiges Glücksspiel in der Spielhalle oder im Casino, keine Nahrungsaufnahme etc.) auch als solche zu verstehen und zunächst zu akzeptieren. Diese Voraussetzungen, dazu gehört u.a. auch die Information über bestimmte Stoffe, sind unerlässlich für Veränderungen oder grundsätzliche Entscheidungen für oder gegen bestimmte Verhaltensweisen bzw. Konsum.
  • Erst die intensive Auseinandersetzung mit dem eigenen Verhalten und dem Verhalten anderer, ermöglicht ein selbstbestimmtes und eigenverantwortliches Handeln bezüglich sich selbst und gegenüber des sozialen Umfelds.

Das Aufzeigen und Herausarbeiten dieser Fähigkeiten und Kompetenzen ist somit der zentrale Bestandteil der Suchtprävention!

Primäre Ziele dabei sind:

  • Die Fähigkeit, sich mit anderen Menschen zu verständigen, fördern. Das heißt unter anderem, sich streiten, fair durchsetzen und sich für andere Menschen einzusetzen zu können.
  • Die Fähigkeit zu fördern, zu erkennen was einem gut tut und dementsprechend zu handeln.
  • Die Fähigkeit zu fördern, zu erkennen was einem schadet, um sich in angemessener Weise dazu zu verhalten
  • Die Fähigkeit zu fördern, zu erkennen, daß es immer auch Alternativen zu dem gibt was man gerade macht.
  • Die Fähigkeit zu fördern, diese Alternativen auch zu tolerieren und Menschen die diese Alternativen leben zu akzeptieren.

Prävention hat somit die Aufgabe sowohl im gesellschaftspolitischen Rahmen als auch in individuellen Handlungszusammenhängen aktiv zu werden.
Diese Definition unterscheidet die klassische Drogenprävention von der Suchtprävention.

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