“Auf dem ganz und gar eigenen Weg…”

und ein Tagesausflug mit einem jungen Klientenpaar und deren Sohn nach Warnemünde…
Am Wochenende machte ich einen Ausflug mit einem Klientenpaar, da beide noch nie die Ostsee gesehen hatten, ebenso wenig wie der Sohn der beiden. Ich schlug den Ausflug vor, da wir seit drei Jahren miteinander erfolgreich Probleme bearbeiten und lösen. Wir haben uns bei all den problematischen Angelegenheiten nie die Zeit für schöne und motivierende Momente genommen…

Dies haben wir nun nachgeholt und die Geschichte der Beiden folgt hier…
(Namen sind abgeändert)

Vor etwa drei Jahren im Dezember 2011 lernte ich Jana und Micha kennen. Jana war hochschwanger und musste ihr Ausbildung unterbrechen. Micha und Sie hatten sich in der Ausbildung zum Garten- und Landschaftspfleger kennen gelernt und verliebt. Als sie sich an Gangway e.V. wendeten, hatten beide einen riesigen Schuldenberg und haben dringend eine Wohnung gesucht. Sie wussten nicht wie es weiter gehen soll.

Gemeinsam gingen wir viele Wege…

Zum Beispiel zur Schuldenberatung, wodurch Ratenzahlungen vereinbart werden konnten für Janas Gläubiger. Micha wurde zur Privatinsolvenz beraten, welche im darauffolgenden Jahr 2012 eingeleitet wurde. Wir gingen zu verschiedenen Wohnungsbaugesellschaften um eine Wohnung für das junge Paar zu finden. Wir wurden schließlich bei der GESOBAU fündig und bald darauf schon waren die beiden zu Dritt und der kleine Joe war geboren. Die finanziellen Probleme blieben weiter bestehen und so ging es nun darum Kinder- und Elterngeld zu beantragen. Auch das Jobcenter und die Arbeitsagentur wollten stets informiert bleiben. So haben wir zwischendurch immer wieder gemeinsam Termine bei eben diesen Behörden wahrgenommen.
Damals befand sich Jana in einer geförderten Ausbildung durch die Arbeitsagentur. Nachdem sie ein Jahr mit Joe zu Hause geblieben war, rief sie mich eines Tages an. Sie klang ein wenig verunsichert am Telefon und wir vereinbarten einen Gesprächstermin. “Was wohl los ist? Fragte ich mich.” Als wir im Büro saßen schilderte sie mir, dass sie sehr unglücklich darüber sei wieder zurück in die Ausbildung zur Garten- und Landschaftspflegerin zu müssen. Sie habe in dem Jahr zu Hause bemerkt, dass sie viel lieber im sozialen Bereich arbeiten möchte.

“Weißt du Isa, eigentlich wollte ich diese Ausbildung nie machen. Damals war alles noch anders und sie haben mich als REHA – Fall eingestuft. Ich hatte damals überhaupt keine Lust auf das Ganze, deswegen hab ich mich nicht bemüht und bin irgendwie dann in dieser Ausbildung gelandet. Es war eine blöde Zeit und ich war noch jung.”

Die geschilderte Situation der jungen Frau repräsentiert keinen Einzelfall. Junge Menschen wissen wenn die Schulzeit vorüber ist sehr oft nicht, was sie mit ihrem Leben anfangen sollen. Sie verweigern sich dem Jobcenter oder Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen oder landen in Ausbildungen in denen Sie gar nicht sein wollen, weil es ihnen an Durchsetzungsvermögen und Durchblick gegenüber zuständigen Behörden fehlt.
Als Jana die Ausbildung schließlich abbrach und das erste Mal in ihrem Leben mit 22 Jahren eine eigene Vorstellung davon entwickelt hatte, was sie tun möchte, bestärkte und unterstützte ich sie sich zu bewerben und begleitete Sie beim Übergang in die neue Ausbildung. Das Ganze war nicht ohne Hürden und immer wieder begegneten uns Menschen, die nicht glaubten das Jana die Ausbildung schaffen würde.
Seit einem Jahr nun sehe ich Sie selten. Statt dessen informiert sie mich regelmäßig über ihre guten Noten und wie glücklich Sie mit der Entscheidung ist, sich auf den ganz und gar eigenen Weg gemacht zu haben…

Isabelle Taut
(Dipl. Sozialpädagogin/ Gangway e.V.)

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