Nach der Uraufführung am 15.01.2007 im Gotischer Saal im Berliner Viktoria-Quartier wurde das Theater-Stück “verDÜNNisiert” weit mehr als 100 mal aufgeführt – in Berlin und in vielen Städten im gesamten Bundesgebiet, z.B. Projekttheater in Dresden, Theater an der Parkaue – Junges Staatstheater Berlin, Bassum, Aalen, Schwäbisch Gmünd, Heidenheim, Jena, Passau & München, Strausberg, Tübingen, Oldenburg, CONCORDIA, Bremen, Deggendorf (Filmbericht), Veranstaltung „Leben hat Gewicht – gemeinsam gegen den Schlankheitswahn“ des Bundesministeriums für Gesundheit, Hallenbad Wolfsburg, Berufsakademie Breitenbrunn, Kliniken Erlabrunn in Breitenbrunn, Landestheater Tübingen, Theater der Stadt Heidelberg, Greizer Theaterherbst, “50 Jahre BRAVO” im Archiv der Jugendkulturen.


logoentwurf_1_kleinEin Tabu-Thema auf die Bühne gebracht

„verDÜNNisiert“ ist die Inszenierung authentischer Tagebuchaufzeichnungen einer essgestörten jungen Frau, die berührend genau die Schönheitszwänge der Gesellschaft spiegeln, in der wir leben. Gespielt von den Schauspielern und ehemals Betroffenen Marie Luise Gunst und Jan Kawretzke, in Szene gesetzt von Regisseur Jens Hasselmann, organisiert von Jugendlichen der Juniorfirma G.I.G.A.-EVENTS, einem Projekt von Gangway e.V., und stimmlich unterstützt von Prominenten wie Hella von Sinnen, Bela B. Felsenheimer, Meret Becker und Mieze (Sängerin der Band Mia) ist ein Theaterprojekt entstanden, das ehrlicher nicht sein könnte. Das Projekt wird gefördert und unterstützt von Aktion Mensch – Die Gesellschafter, AOK – die Gesundheitskasse, Dick & Dünn e.V., First Edutainment Ltd. & Co. KG und dem Gotischen Saal.

Sich verdünnisieren heißt: verschwinden. Diäten sind Schwindsüchte. Und mit den Pfunden nimmt der ganze Mensch ab und bringt sich an den Rand seiner Existenzfähigkeit. Eine Story wie ein Brechreiz – Emotionen, die kratzen wie der Finger im Hals.

Das Stück zeigt einen Menschen, seine Esssucht, seinen Wahn nach Schönheit und seine Schönheit im Wahn. Anhand der Tonbandtagebücher einer betroffenen Bulimiekranken werden die Auswüchse unserer modernen Popkultur sichtbar gemacht, um das Bewusstsein für das zu erheben, was übrig bleibt, wenn ein Mensch seine Existenzgrundlage, das Essen, verweigert.

Am Ende steht die wahre Geschichte vieler Opfer eines überdimensionierten Schönheitsideals, denn im Spiegel der Bühne erkennt Jeder ein Stück seines Selbst.

Das Thema: Die Krankheit

Bulimia Nervosa (Esssucht) ist eine „verborgene“ Krankheit, die dennoch viele betrifft. Knapp zwei drittel aller jungen Frauen haben bis zum 18. Lebensjahr mindestens eine Diät gemacht. 2,8 Millionen Menschen leiden allein in Deutschland an Magersucht (Anorexie), Bulimie und Essstörung. Nur knapp 50 % der Erkrankten können geheilt werden, bei 17 % endet die Ess-Sucht tödlich.

Wir reden über Drogen, über Alkoholismus, über Nikotin und Coffeinsüchte. Aber kaum eine Sucht ist existentieller, als die, die sich das Essen zum Zentrum macht. Der Mensch lebt durch Essen, gewinnt Energie und Kraft nur durch Nahrungsaufnahme. Was nun, wenn er diesen Kreislauf stört? Nichts ist so alltäglich, wie der Kampf mit dem Essen, der Blick in den Spiegel, die Konfrontation mit dem eigenen Äußeren. Der Wunsch nach Schönheit wird zum Alltagskrampf, kaum Einer, der sich nicht um sein Gewicht sorgt. Während Diäten Wunder versprechen und die Schönheitsikonen in den Hochglanzmagazinen angebetet werden, wird mancher Umgang mit dem Essen zum Überlebenskampf. Der Konsum macht krank. Und die neue Selbstvernichtung ist geboren: Essstörung.

Mit den Idealen der Neuzeit ist die alte Wahrheit nach der Schönheit des Menschen, die von Innen kommt verloren gegangen. Viele Betroffene vergessen über die akkurate Einhaltung des BMI, dass es einen Horizont jenseits von 90-60-90 gibt.

Das Problem des modernen Schönheitskultes greift vor allem bei Jugendlichen um sich. Viele sind sich der Tragweite dieses Problems nicht bewusst und immer noch ist das Thema unterschätzt. Das Stück soll in erster Linie Aufklärung bieten. Es soll ein soziales Bewusstsein wecken für die Veränderung, die mit der auf Schönheit reduzierten Wahrnehmung von Mitmenschen einhergeht.

Die Macher: vor und hinter den Kulissen

„verDÜNNisiert“ ist ein Gemeinschaftsprojekt von engagierten Künstlern und Jugendlichen der Juniorfirma G.I.G.A.-EVENTS.

G.I.G.A.-EVENTS ist ein Projekt von Gangway e.V., einem Verein für Straßensozialarbeit in Berlin. 20 Jugendliche engagieren sich neben Schule oder Ausbildung ehrenamtlich in einer Juniorfirma. Anhand echter Aufträge können sie ihre Kompetenzen feststellen, das selbständige Arbeiten erlernen und ihre Kreativität ausleben – sinnvolle Freizeitgestaltung anstatt Abhängen auf der Straße. Von kleinen Geburtstagsfeiern bis hin zu großen Open-Air-Festivals haben sie zahlreiche Events in den Bereichen Technik, Catering, Marketing und Kinderbetreuung organisiert. Jetzt wagen sie sich erstmalig an ein Theaterprojekt. Sie tragen gleichberechtigt Anteile in allen Phasen des Projektes – von der Gestaltung des Bühnenbildes bis hin zur Organisation der Handyfotoausstellung. G.I.G.A.-Events wird gefördert durch den Europäischen Sozialfond.

Marie Luise Gunst steht mit ihren 23 Jahren fest im Leben. Die gelernte Schauspielerin hat in zahlreichen Stücken vor und hinter den Kulissen gewirkt. Mit „verDÜNNisiert“ will sie Menschen auf künstlerische Weise an das Thema des selbstzerstörerischen Schönheitswahns heranführen. Sie steht zusammen mit Jan Kawretzke auf der Bühne. Die Beiden kämpfen mit alten Fragen und noch älteren Antworten. Und sie wissen wovon sie sprechen!

Jens „Hassel“ Hasselmann ist seit 20 Jahren im Theater zu Hause. Er steht auf der Bühne, schreibt Theaterstücke und ist Regisseur – oft alles gleichzeitig. Er will einer Gesellschaft, in der die Angst um Gewicht und Aussehen zu einer existenziellen Frage wird, einen Spiegel vorhalten. Jens Hasselmann provoziert gern mit seinen Texten. Er will das „Kotzen“ nicht als Tabu begreifen, sondern ein Stück zeigen, das Betroffene ebenso wie das normale Theaterpublikum erreichen können.

Das Projekt wird von verschiedenen Prominenten unterstützt. So spricht beispielsweise Hella von Sinnen im Stück die Stimme der Mutter. Weitere Off-Stimmen werden von Bela B. Felsenheimer, Meret Becker und Mieze (Sängerin der Band Mia) gesprochen.

Hinterlasse eine Antwort

Deine Email Adresse wird nicht veröffentlicht.