Die beiden Rapper reflektieren ihre Haft-Erfahrungen durch Musik, um so Jugendlichen in Haft Ratschläge mit auf den Weg zu geben und der Öffentlichkeit Einblicke in eine Lebenswelt zu gewährleisten, die den meisten Menschen vorenthalten bleibt.
In diesem Jahr entsteht eine CD, die den Zuhörer auf eine Reise mitnimmt, die draußen begann, sich in den schwierigen Jahren der Haft fortsetzt und nach der Freilassung wieder aufhört.

Release der CD ist am 12.04.2012 in der Jugendstrafanstalt Berlin.

KONZEPT
Wir, Duman und GigoFlow von Gitta Spitta, sind zwei Jungs, die Fehler gemacht haben. Fehler, die schließlich zu unserer Inhaftierung führten. Nach der Verurteilung waren wir Monate und Jahre im Gefängnis und haben uns dort kennen gelernt. Zwischen Mauern und Gittern haben wir damit begonnen, unsere Gefühle, unser Wünsche, unsere Ängste in Worte zu fassen. Seitdem sind einige Jahre vergangen und mittlerweile haben wir unsere Freiheit wiedergewonnen. Dem Schreiben und der Musik sind wir treu geblieben und wollen jetzt, mit Unterstützung anderer Jugendlicher aus unserem Umfeld, ein Album aufnehmen – ein Album, das all unsere Erfahrungen, die Kriminalität, die Verurteilung, den Knast, das Leben in Gefangenschaft und den Übergang in die Freiheit mit all seinen Höhen und Tiefen widerspiegelt.
Das Album soll keine Entschuldigung sein. Stattdessen ist es eine ehrliche und authentische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Es berichtet über Fehler – die eigenen, aber auch die Fehler im System. Wir stellen unsere Sichtweise dar, wechseln aber auch die Perspektive.
Die insgesamt 20 Tracks wechseln sich mit Hörspielskits ab. Es ist eine Innenschau, ein Bericht direkt aus dem Gerichtssaal, der Gefängniszelle und dem eigenen Kopf. Wir berichten echte Erlebnisse und schildern authentische Gefühle: Einsamkeit, Hilflosigkeit, Sehnsucht und der Schrei nach der Familie, Reue und Süchte, Freiheitsdrang und die nächtliche Paranoia. Alle diese Gefühle ließen uns kreativ werden – Not macht erfinderisch. So entstand hinter den grauen Mauern die HipHop-Plattform Gitta Spitta.
Die Songs sind authentisch und verarbeiten echte Geschehnisse. Sie drehen sich unter anderem darum:

  • Gerichtsverhandlung und Urteilsverkündung
  • der erste Besuch der Familie
  • Kennenlernen von Duman und GigoFlow
  • Selbstgespräche in der Zelle (inkl. des ersten kurzen Selbstmordgedankens, den so viele haben)
  • der erste Ausgang

Um die Knastsprache zu erklären, ergänzen wir das Album mit einem Lexikon. Wer weiß schon, was sich hinter den Begriffen Habbel, UK, Azker, TE oder Alet verbirgt.

Das Album soll einen Ausschnitt unserer Lebensrealität widerspiegeln, die den meisten Leuten in unserer Gesellschaft vorenthalten bleibt. Es soll ein Stück Aufklärungsarbeit leisten, um pauschalisierenden Tendenzen, ob Romantisierung oder Abschreibung, entgegen zu wirken.
Bei diesem Vorhaben werden wir von dem Träger Gangway e.V. und der Jugendstrafanstalt Berlin unterstützt. Die Gitta Spitta-Plattform der JSA Berlin kooperiert mit GangwayBeatz, der HipHop-Abteilung von Gangway e.V. Gemeinsam bilden sie eine Brücke zwischen Gefängnis und Freiheit und GangwayBeatz führt weiter, was hinter den Gefängnismauern begann. Gangway bietet die räumlichen Möglichkeiten, uns zu treffen, gibt uns Unterstützung in allen Lebenslagen und ermöglicht uns die Studioaufnahmen für das Album. In der Jugendstrafanstalt werden wir die Record Release Party unseres Albums zusammen mit den noch inhaftierten Jugendlichen feiern, die hoffentlich von unseren Erfahrungen profitieren können.
Fast am Ziel benötigen wir nun noch finanzielle Unterstützung. Wir glauben, dass dieses Album eine einzigartige und bisher noch nicht umgesetzte Idee ist, die vielen Jugendlichen einen authentischen Einblick ermöglicht: Realness ohne langweilige und unglaubwürdige Gangsta-Klischees. Alle Songs werden selbst geschrieben. Die Beats haben wir selber gemacht und auch die tontechnische Verarbeitung werden wir, mit Hilfe eines professionellen Ton Technikers, selbst in die Hand nehmen.
Wir glauben, dass insb. die Problematiken der Inhaftierung von Jugendlichen, die Gründe, die dazu führten, die Re-Integration in die Gesellschaft nach der Entlassung etc. nicht nur deutsche, sondern europäische und globale Problematiken darstellen, die, jenseits von Sprache, gleich sein dürften. Neben der geplanten Record Release Party in der Jugendstrafanstalt Plötzensee in Berlin werden wir unsere Arbeit mit inhaftierten Jugendlichen fortsetzen.

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