Ein Ausflug mit der AG Haft nach Frostenwalde

Zu Besuch in der Jugendhilfeeinrichtung Frostenwalde – Ein Nachmittag in der Natur…

Im wahrsten Sinne des Wortes. Natur… Nahe der polnischen Grenze und ungefähr 20km vom brandenburgischen Schwedt entfernt, liegt versteckt und umgeben von Wald, Wiesen, Feldern und Seen, das kleine Örtchen Frostenwalde in der wunderschönen Uckermark.

Auf unserer Fahrt dorthin, durch Matze von der AG – Haft navigatorisch angeleitet, da die Beschreibung zur sehr abgelegenen Einrichtung nur per Papierausdruck und fachkundlicher Anleitung, wirklich sicher gefunden werden kann, kommt uns allen eine Art Sehnsucht nach Ruhe, Natur und Freiheit in den Sinn… Matze sagt sogar: „Leute, nur damit ihr es wißt, im nächsten Leben ziehe ich hier hin.“, während anderen wie mir Rainald Grebe einfällt, mit seinem eindrucksvollen „Song“ – BRANDENBURG… 

…in Brandenburg lalalalalalala… ist wiedermal jemand… (usw.) …Brandenburg…

So ziehen die Felder, Wälder und Seen also an uns vorbei, uns, das sind mein neues Team Friedrichshain, in welchem ich mein aktuelles Fachschulpraktikum im Rahmen der Erzieher*innenausbildung, absolvieren darf, vertreten durch Ali und mich, die GANGWAY – Teams Tiergarten, Neukölln, Pankow, JustiQ, Reinickendorf, Hohenschönhausen, das Team STARTPUNKT, sowie das Fanprojekt „Streetwork – Alte Försterei“. Die AG Haft organisiert regelmäßige Ausflüge dieser Art, die den einzelnen GANGWAY Teams unterschiedliche Formen der Jugendhilfe im Kontext von Haft und Arrest, näherbringen soll.

Das Leitbild der Einrichtung des EJF – Frostenwalde ist „MENSCHEN STATT MAUERN“.

Es befinden sich in 5 altersgemischten Gruppen bis zu 32 männliche und weibliche Jugendliche auf dem Gelände.

Seit der Gründung als erstes „Alternative zur Haft“ Projekt seiner Art & das bundesweit, im Jahre 1995, befanden sich insgesamt 1500 Jugendliche im Durchlauf hier, wovon 37 weiblich waren.

Die Jugendlichen erfahren hier eine umfangreiche individuelle sozialpädagogische & psychologische Betreuung, gehen zur Schule und lernen vor allem was einen geregelter Tagesablauf ausmacht, heißt früh aufstehen, frühstücken, Aufgaben erledigen wie Schule / Arbeit, Mittagessen, Nachmittagsprogramm, Abendessen, frühe Nachtruhe… im Loop.

Siehe: https://www.ejf.de/einrichtungen/kinder-und-jugendhilfe/jugendhilfeeinrichtung-frostenwalde.html

Das Gelände ist sehr weitläufig, von einem einfachen, niedrigen Drahtzaun umgeben & wirklich mitten in der freien Natur.

Nach unserer Ankunft mit zwei vollbesetzten Vans, in der wunderschönen, fernab vom Stadtlärm liegenden Idylle, werden wir durch den Leiter Herrn Sommer begrüßt, der uns kurz über den Ablauf informiert und dann in das Schulhaus geleitet. Wir folgen ihm, staunend nach rechts und links blickend, ein paar Jugendliche begrüßend, die gerade an uns vorbeilaufen.

Ein U-förmig aufgebautes Ensemble an Tischen und Stühlen erwartet uns, auf jedem Tisch Gläser, alkoholfreie Getränke & Kekse, auf einem separaten Kaffee, Tee und Milch.

Wir bedienen uns erfreut und setzen uns gespannt auf die Plätze.

Herr Sommer und seine Kollegin, die pädagogische Leiterin Frau Klein treten ein und nehmen vor uns Platz. Sie erzählen in der nächsten Stunde von ihrer Arbeit hier vor Ort, von Anzahl und Qualifikation der Mitarbeiter, (wobei der Hauptschwerpunkt Erziehung ist, also eine Erzieher/innenausbildung meist vorausgesetzt wird), vom Tagesablauf, den Rahmenbedingungen und den Anfängen vor über 20Jahren.

Sie erläutern die Ziele der Einrichtung, die auf die Bewahrung der Jugendlichen vor einer weiteren (Selbst-) Gefährdung ihrer Entwicklung und Dinge wie berufliche, schulische, erzieherische Förderung, Erarbeitung individueller Lebensperspektiven & Herausbildung von Eigenverantwortung als Grundlage für ein eigenständiges Leben, ausgerichtet ist.

Am Ende des theoretischen Teils werden noch Fragen beantwortet, die von unseren einzelnen Teamkollegen gestellt wurden, bevor es zum Rundgang nach draußen geht.

Wir laufen über das gesamte Gelände, einem ehemaligen Erholungsheim, welches 3 Haupthäuser beherbergt, in denen in 1 – 2 Bettzimmern Mädchen und Jungen getrennt voneinander wohnen. Jedes Haus hat einen Aufenthalts- & einen Wäscheraum, sowie sanitäre Anlagen, Bad und Küche.

Es gibt etwas versteckt einen Fußballplatz und sogar einen alten Pool, mit Treppeneinstieg, der jedoch nicht mehr als solcher sondern als Löschteich genutzt wird.

Die kleinen gelben Häuschen werden dafür genutzt Eltern zu beherbergen, die ihr Kind übers Wochenende besuchen wollen.

Die kleinen roten Häuschen, davon gibt es nur 2, dienen zur Übernachtungsunterbringung der Gärtner/innen, wenn zum Beispiel Gestecke und ähnliches für Festtage erstellt werden sollen.

Vorbei an Aktivitätshäusern wie dem Fitnesshaus oder dem Tischtennisraum, begegnen uns ein paar Jugendliche die sich der Gartenarbeit widmen, als Teil ihres Alltags. Wir begrüßen uns alle freundlich und laufen weiter bis zum hauseigenen See.

Dieser See ist heute leider kein See mehr, das Wasser in der Gegend geht immer weiter zurück.

Früher wurde hier geangelt, die Jugendlichen saßen im Rahmen der Ergotherapie, an schönen Holzstegen und heute sind noch nicht einmal mehr Fische dort angesiedelt… (Alles weggefischt? 😉 )

Unser Rundgang neigt sich dem Ende zu, aus persönlichkeitsrechtlichen Gründen können wir leider nicht alles genau inspizieren, was zwar sehr schade, doch auch verständlich ist.

Bevor wir uns verabschieden können wir noch ein Ausflugsgruppenphoto vor dem Graffiti „Menschen statt Mauern“ schießen, dann gehts ab zurück in die Vans und zufrieden heim nach Berlin.

Auf der Rückfahrt betrachte ich fasziniert den harmonisch – magischen Tanz der den Frühling einleitenden Bäume, an denen wir vorbeifahren und freue mich auf die nächsten 3 Monate beim GANGWAY Team Friedrichshain…

verkürzte 😉 Fassung des Teamausflugs nach Frostenwalde, von Sarah Brendel, Praktikantin bei GANGWAY Fhain

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