Artikel aus dem Wochenblatt, 2000
Das mobile Jobteam leistet Berufsberatung an ungewöhnlichen Orten

Prenzlauer Berg/Pankow. Die Sommerferien beginnen – und damit auch der Endspurt auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Hilfe für Jugendliche, die nicht wissen, was sie eigentlich lernen wollen, und was für Möglichkeiten es überhaupt gibt, bietet das mobile Jobteam des Vereins Gangway mit seiner Mischung aus Berufsberatung und Streetwork.

Thomas Georgi, Astrid Kleber und Daniel Plaisant vom Jobteam suchen die Jugendlichen dort auf, wo sie sich am liebsten aufhalten: in den Parks, auf der Straße, in den Jugendclubs. Hier treffen sie diejenigen, die sich vor einem Besuch bei der Berufsberatung scheuen oder, da andere Sorgen im Vordergrund stehen, sich gar nicht mehr mit der Suche nach einer Ausbildungsstelle beschäftigen. Jugendliche, die die Beratungen des Arbeitsamtes nicht mehr annehmen, weil sie schlechte Erfahrungen gemacht haben, die eine Lehre oder die Schule aufgegeben haben oder schlicht nicht wissen, was es überhaupt für Angebote gibt. “Die Mädchen und Jungs reagieren sehr positiv auf uns. Endlich nimmt sie jemand ernst und interessiert sich dafür, was sie machen wollen. Wir möchten sie unterstützen, ihre Träume umzusetzen und erzählen ihnen nicht den ganzen Tag, was sie alles nicht können und was sie in ihrem Leben falsch gemacht haben”, sagt Thomas Georgi.

Neben der Beratung vor Ort können Jugendliche im Alter zwischen 15 und 25 Jahren auch zu den festen Sprechstunden in Prenzlauer Berg und Buch oder zu vereinbarten Terminen in das Büro des Vereins kommen, um hier in Ruhe alle Fragen zu Ausbildung und Beschäftigung zu stellen oder unter Anleitung eine professionelle Bewerbung zu schreiben. “Wir können dem Jugendlichen nichts abnehmen. Wenn von ihm nichts kommt, passiert auch nichts. Aber wir können motivieren, bis die ersten Erfolgserlebnisse da sind. Und von da an 1äuft es dann meist auch weiter”, erklärt Georgl.

Manchen Schulabgängern ist schon geholfen, wenn man ihnen nur einmal in Ruhe zeigt, wie man eine Bewerbung schreibt. Bei anderen hingegen sind erst einmal persönliche Probleme zu lösen, bis sie Oberhaupt wieder bereit sind, sich über ihr weiteres Leben Gedanken zu machen. Thomas Georgi: “Einige haben Schulden, vor allem durch nicht bezahlte Handyrechnungen oder vom Schwarzfahren, andere wiederum haben Drogenprobleme oder Ärger zu Hause. Das muss dann erstmal geklärt werden, damit der Kopf wieder frei ist.” In solchen Fällen stellen die Sozialarbeiter den Kontakt zur Schuldner- oder Drogenberatung her und helfen die persönlichen Probleme zu lösen, bevor die Suche nach einem Job in Angriff genommen wird.

“Viele der Jugendlichen haben schlechte Erfahrungen gemacht, Lehre oder Schule abgebrochen und trauen sich jetzt gar nichts mehr zu. ‘Sie haben ein extrem schlechtes Selbstbild und müssen erst einmal wieder Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten bekommen”, beschreibt Daniel Plaisant die Probleme der Klientel. Zusammen mit den Jugendlichen versucht das Jobteam, Stärken zu ermitteln, um so den geeigneten Ausbildungsplatz oder eine Fortbildung zu finden.

Es werden Stellenanzeigen durchforstet, Bewerbungen geschrieben und für das Vorstellungsgespräch geübt. Die Sozialarbeiter begleiten die Jugendlichen auch zur Beruftberatung und zu Ämtern. Und betreuen den Jugendlichen oft dann noch weiter, wenn er bereits einen Job hat damit er ihn auch behält.

Ziel ist es, den Jugendlichen einen regulären Ausbildungsplatz zu besorgen. Oft klappt das nicht und die Lehre findet in einem überbetrieblichen Programm des Arbeitsamtes statt. “Manche jobben auch erst mal bei einer Zeitarbeitsfirma, um ihre Schulden los zu werden. Aber auch das ist ein Anfang”, sagt Georgi.

Das im Zuge des Jugendsofortprogramms des Arbeitsamtes entstandene mobile Jobteam besteht seit September 1999. In den vergangenen zwei Jahren wurden 150 Mädchen und Jungs aus Prenzlauer Berg und Pankow bei den ersten Schritten ins Arbeitsleben erfolgreich unterstützt. Thomas Georgi: “Der Bedarf ist auf jeden Fall da. Im ersten Halbjahr 2001 haben wir schon fast soviele Jugendliche vermittelt, wie im ganzen Vorjahr zusammen.”

Um noch mehr potenzielle Klienten zu erreichen, hätten die Sozialarbeiter gerne einen Bus, ausgerüstet mit Computer und Internetanschluss, um gleich im Park oder auf der Straße mit der Jobsuche anzufangen und die Bewerbung noch vor Ort zu schreiben zu können. “Bezirk und Arbeitsamt fehlt leider das Geld dafür. Wir brauchen einen Sponsor, um die Idee mit dem Bus zu verwirklichen”, so Thomas Georgi.

Wer dem Jobteam von Gangway helfen kann, an einen Bus zu kommen, oder sich von den Thomas Georgi, Astrid Kleber und Daniel Plaisant beraten lassen möchte, erreicht das Jobteam in der Storkower Straße 56 über die Gangway-Zentrale mit der Telefonnummer 283023-0.

Die regelmäßigen Sprechzeiten des Johteams sind jeweils dienstags von 15 bis 18 Uhr in der Friedrich-Richter-Straße 8- 1 0 in Buch und donnerstags von 15 bis 18 Uhr in der Storkower Straße 56 in Prenzlauer Berg. Termine außerhalb dieser Zeiten können telefonisch vereinbart werden.

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