Unter Kaufsucht ist das in Anfällen auftretende, zwanghafte Kaufen von Konsumgütern und Dienstleistungen zu verstehen. Zwischen den Anfällen können längere Zeitabstände liegen, mehrere Tage oder auch ein bis zwei Wochen. Bei der Kaufsucht verschafft das Kaufen an sich die Befriedigung, weniger der Besitz oder das Benutzen der gekauften Dinge. Belohnungskäufe, Frustkäufe oder überflüssige Schnäppchenkäufe sind verbreitet und liegen meist im Bereich des Normalen. Typisch für ein Abhängigkeitsverhalten ist der ständig wiederkehrende Drang, einkaufen zu müssen. Süchtig ist man genau genommen nicht nach einem bestimmten Suchtmittel, sondern nach dem, was einem dieses Mittel an »Suchterleben« verschafft, wie Stimulation oder Beruhigung. Kaufen kann zum einen als Tranquilizer dienen, um eine innere Unruhe zu betäuben, um Depressionen zu ertragen oder Ängste zu unterdrücken, nicht angenommen, nicht geliebt oder nicht beachtet zu werden. Zum anderen kann es auch als »Aufputschmittel« wirken: um sich ein Glücksgefühl zu verschaffen, um sich selbst zu beschenken, um eine innere Leere zu füllen, um durch aufregende »Jagdlust« den deprimierenden Alltag zu vergessen oder sich vor ihm abzuschirmen. Meist werden immer häufiger, immer teurere Dinge gekauft, um den gewünschten Effekt zu erreichen. Oft werden die Dinge zu Hause gar nicht ausgepackt oder genutzt.

Symptome für Kaufsucht:
• das Kaufen ist Mittel gegen Stress – als Flucht vor Anforderungen und Druck bzw. als Ausweg aus unerfreulichen Empfindungen
• man folgt einem unwiderstehlichen Impuls oder Drang
• die Gedanken drehen sich fast nur noch um das Kaufen, bis zum Verlust der Selbstkontrolle
• es findet eine Dosissteigerung statt, d. h. es muss immer mehr gekauft werden
• Entzugserscheinungen, die von einer inneren Unruhe über Unwohlsein bis hin zu psychosomatischen Erkrankungen und Selbstmordgedanken führen können

Kaufsucht ist so gut wie immer mit einem schlechten Gewissen und Schamgefühl verbunden, das nach dem Kaufrausch eintritt. Männer und Frauen sind gleichermaßen von Kaufsucht betroffen, sie unterscheiden sich lediglich in den Produkten, die sie erwerben. Aus einer jahrelang anhaltenden Kaufsucht können schwerwiegende Folgen entstehen: meistens Überschuldung oder die komplette Insolvenz. Manche Betroffene versuchen, die eigene Verschuldung mit illegalen Taten wie Diebstahl oder Unterschlagung von Geld zu verhindern. Kinder und Jugendliche sind eine beliebte Zielgruppe für Werbung und Marketing. Konsum und Markenfixierung können als Gruppennorm mächtig sein. Selbstbestimmtes Konsumverhalten muss deshalb unbedingt gefördert werden. Wichtig für die Gruppenarbeit ist, dass einerseits die Mechanismen von Werbung offen gelegt und andererseits
die individuellen Motive und Absichten beim Kaufen diskutiert werden.


Weiterführende Informationen:

Sparheld veröffentlicht Ratgeber mit vielen Expertentipps zum Thema Kaufsucht. Der Ratgeber kann kostenfrei heruntergeladen werden: kaufsucht.pdf

2 Responses

  1. MARK

    Vielen Dank für den Artikel. Mein Parter leidet glaube daran. Ich weiß nur nicht wie es Ihm sagen soll, das er Krank ist..

    Antworten
    • Tilmann Pritzens

      Hallo Mark,
      wie bei allen Formen süchtigen Verhaltens ist es ratsam, den Partner anzusprechen und ihn mit den Beobachtungen zu konfrontieren. Dabei Vorwürfe vermeiden – lieber neutral schildern und beschreiben, wie es einem damit geht, wenn man den Partner dabei beobachtet.
      Wenn man als Angehöriger weitergehende Unterstützung im Umgang mit dem süchtigen Partner möchte, kann man sich ohne weiteres (auch anonym) bei der lokalen Drogenberatungsstelle einer Angehörigen-Beratung unterziehen. Diese ist kostenfrei und die Profis dort können einen nützliche, praktische Tipps im Umgang mit dem Partner geben.
      Beste Grüße, Tilmann

      Antworten

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