2004: Filmtip: Grenzspiele: Gewalt (7-teilig)

vom 07. bis 22. Januar 2004 auf 3sat

3sat bietet in der dritten Staffel der erfolgreichen Dokumentationsreihe „Grenzspiele“ einen ungewöhnlichen Blick auf das Thema Gewalt im Grenzbereich:

1) Die Entstehung des Bösen – Grenzspiele Gewalt, Folge 1: Mi, 7. Januar um 20:45 Uhr
2) Die üblichen Verdächtigen – Grenzspiele Gewalt, Folge 2: Mi, 7. Januar um 23:45 Uhr (Ein Film von André Rehse)
Die Gewaltzahlen steigen, die Bewaffnung nimmt zu, die Täter werden skrupelloser – das ist die Erfahrung von Kripobeamten, Streetworkern und Pädagogen seit vielen Jahren. Bestätigt werden sie durch die Statistik. Im großen Überblick zeigt sich, dass die Kriminalität seit den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts wieder ansteigt, nachdem sie Jahrhunderte lang im Zivilisationsprozess zurück gegangen war. Kein Wunder, denkt mancher: hoher Ausländeranteil, zerrüttete Familienverhältnisse, Kinder, die sich selbst überlassen bleiben. Wird die Gesellschaft unzivilisierter? André Rehse untersucht in seinem Film „Die üblichen Verdächtigen“ die Bedeutung von Umwelt, Erziehung und Gesellschaft für die Gewaltbereitschaft bei Kindern und Jugendlichen.

Woher kommt die Zunahme an Gewalt? Prof. Wilhelm Heitmeyer vom interdisziplinären Institut für Konfliktforschung sieht eine Reihe von Ursachen für die Bereitschaft zur Gewalt, doch eine sticht für ihn besonders heraus: mangelnde Anerkennung. Wie er am Beispiel des Amokschützen von Erfurt zeigt, führte dort das Fehlen jeglicher gesellschaftlicher Anerkennung und der totale Kontaktverlust des Täters zu seiner Umwelt zu den schrecklichen Ereignissen. Auch ein Blick auf die Biografie des in Berlin aufgewachsenen Libanesen Abbas, der immer wieder Gewalt ausgeübt und andere Jugendliche oder sogar seine Lehrer geschlagen hat, zeigt, dass Frust, mangelnde Anerkennung und Gewalterfahrung in der Kindheit einen Jugendlichen zur Gewalt führen können. Ist zudem die Tatsache, dass Familien immer weniger Zeit miteinander verbringen, Grund für Isolation und Gewalttätigkeit, wie Iris Tappendorf, Leiterin des Kommissariats „OGJ – Operative Gruppe Jugendgewalt“ der Berliner Polizei meint? Und welchen Anteil trägt die Konsumgesellschaft am Gewaltpotential ihrer Bürger? Der Film beobachtet Berliner Streetworker der Organsiation Gangway bei der Arbeit. Gangway kümmert sich um Jugendliche, die ohne Beschäftigung auf der Strasse leben und aus Langeweile leicht zu Randalierern werden oder sich mit anderen Gruppen Straßenkämpfe liefern. Nach Prof. Heitmeyer tickt hier eine Zeitbombe. Wenn gefährdeten Jugendlichen – und davon gibt es immer mehr – keine Perspektive, kein Zugang zur Gesellschaft und keine Aufstiegschancen geboten werden, lässt sich die Gewaltspirale nicht mehr aufhalten.

Soweit der Versuch zur Prävention, wie aber kann man Kindern helfen, die sich bereits mitten in der Spirale befinden? Der Film stellt ein Kinderheim in Brandenburg vor, in dem aggressive Kinder und Jugendliche wieder an einen strukturierten Schulalltag gewöhnt werden sollen – mit festen Regeln und klaren Grundsätzen. Auch dahinter steht das Wissen: Jugendliche brauchen Anerkennung und sie müssen lernen und erleben können, dass es in Konfliktsituationen auch andere Lösungsmöglichkeiten als den Einsatz von Gewalt gibt.

3) Im Rausch der Promille – Grenzspiele Gewalt, Folge 3: Do, 8. Januar um 23:40 Uhr
4) Tod & Spiele – Grenzspiele Gewalt, Folge 4: Mi, 14. Januar um 23:40 Uhr
5) Mitgefangen – Mitgehangen – Grenzspiele Gewalt, Folge 5: Do, 15. Januar um 23:40 Uhr
6) Die Gewaltmonopolisten – Grenzspiele Gewalt, Folge 6: Mi, 21. Januar um 00:00 Uhr
7) Ein Leben lang gestraft – Grenzspiele Gewalt, Folge 7: Do, 22.Januar um 23.40 Uhr

weitere Info: www.zdf.de

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